Willkommen auf unserer Webseite!


Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft wurde 1982 in (West-) Berlin gegründet, um das wissenschaftliche und kulturelle Erbe des Sexualforschers Magnus Hirschfeld (1868–1935) und seines Instituts für Sexualwissenschaft (1919–1933) zu erforschen und zu bewahren. Unsere Bibliotheks- und Arbeitsräume befinden sich in der Kluckstraße 38 in Berlin-Tiergarten. Am einfachsten gelangt man tagsüber durch die Toreinfahrt Magdeburger Platz 1 zu uns (siehe Lageplan rechts).
Wir wünschen viel Vergnügen beim Stöbern in unserem Internetauftritt. Manche Seiten sind leider immer noch nicht komplett. Wenn Sie Fehler finden oder etwas vermissen, zögern Sie bitte nicht, uns eine E-Mail zu schicken!
Aktuelle Nachrichten und Veranstaltungshinweise:
Forschungssplitter zu Toni Ebel
Über Toni Ebels junge Jahre wissen wir nur sehr wenig. Fast alles beruht auf Selbstaussagen Ebels aus späterer Zeit, und die waren recht lückenhaft und vor allem auch nicht immer widerspruchsfrei. Dass Toni Ebel im Ersten Weltkrieg Dienst an der Waffe leisten und Traumatisches erleben musste, hat sie beispielsweise nach 1945 nie mehr erwähnt. Noch um 1930 hat sie aber einige Aussagen hierzu gemacht. Demnach wurde sie 1916 zum Kriegsdienst eingezogen, machte Stellungskämpfe im nordöstlichen Frankreich mit, wurde verschüttet und erlitt schließlich einen Nervenzusammenbruch, was dazu führte, dass sie als „Schwerbeschädigter“ mit einem Rentenanspruch aus der Armee entlassen wurde.
…mehrMagnus Hirschfeld im Exil, Paris Nizza 1933–1935
Marseille, Frankreich – Sonntag, den 9. November bis Samstag, den 22. November
Ab dem 9. November 2025 wird in den zukünftigen Räumlichkeiten von „Mémoire des sexualités et Genres de luttes“ in Marseille die französischsprachige Ausstellung „Magnus Hirschfeld en exil, Paris Nice 1933–1935“ gezeigt. Die Ausstellung wird in Anwesenheit von Hans Bergemann und Andreas Pretzel von der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft eröffnet. Einführende Worte spricht Christian de Leusse, Gründer von „Mémoire des sexualités“ und Departementsbeauftragter des „Mémorial de la Déportation Homosexuelle“ (MDH).
…mehrZwischen Strafverfolgung und unsicherer Toleranz
Oslo, Norwegen – Freitag, den 21. November 2025, 8:30–15:00 Uhr
Wie gestaltete sich „queeres Leben“ während des Zweiten Weltkrieges und in den Jahren danach in Norwegen? Für Freitag, den 21. November, lädt das Grini-Museum zu einem ganztägigen Fachseminar unter dem Titel „Zwischen Strafverfolgung und unsicherer Toleranz – neue Forschungen über ‚queeres Leben‘ in Norwegen während des Zweiten Weltkrieges und in den Jahren danach“ ein. Die Veranstaltung im Osloer Literaturhaus soll durch die Präsentation neuer Forschungsergebnisse Licht über ein übersehenes Kapitel der norwegischen Besatzungsgeschichte und „queeren“ Geschichte werfen. Es geht um Liebe und Strafverfolgung während und nach dem Zweiten Weltkrieg im Land.
…mehrLaut Lesen! – Mit einer Veranstaltung zu Eva Siewert
Berlin – Montag, den 24. November 2025, 19:30 Uhr
Das Buch Damals wurde uns klar, dass Bleiben Lebensgefahr bedeutete von Raimund Wolfert, Oranna Dimmig und Claudia Schoppmann dokumentiert die Liebesbeziehung zwischen der Journalistin Eva Siewert (1907–1994) und der Büroangestellten Alice Carlé (1902–1943), die sich 1938 in Berlin kennengelernt hatten. Die als Jüdin verfolge Alice Carlé tauchte im März 1943, als ihre Freundin wegen antifaschistischer Witze im Gefängnis einsaß, in einem Berliner Außenbezirk unter, konnte sich dadurch aber nicht vor der nationalsozialistischen Verfolgung schützen.
Eine Buchvorstellung im Rahmen der Reihe „Laut Lesen! Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus“, die vom 7. bis zum 29. November 2025 stattfindet.
…mehrDagmar Jank erinnert an Franziska Mann
Die neueste Ausgabe des Jahrbuchs des Landesarchivs Berlin ist erschienen, und in ihm findet sich ein schöner und lesenswerter Beitrag über die Schriftstellerin Franziska Mann (1859–1927), eine ältere Schwester Magnus Hirschfelds, den die Historikerin, Germanistin und ehemalige Professorin für Bibliothekswissenschaft Dagmar Jank geschrieben hat. Frau Jank beschäftigt sich in ihrem Aufsatz mit dem sozialen Engagement Franziska Manns und stützt sich dabei auch auf Briefe der Autorin, die heute in der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft verwahrt werden.
Seit 1930 ist in Deutschland die Erinnerung an die einstmals beliebte Schriftstellerin Franziska Mann verblasst, doch 2009 regte Renate Heuer (1928–2014) aus Anlass des 150. Geburtstags Manns eine Neuauflage ihrer Erzählungen an. 2017 legte Raimund Wolfert in den Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft einen längeren Aufsatz vor, der sich Franziska Mann widmete. Mit der Veröffentlichung Dagmar Janks liegt nun also endlich ein weiterer neuer Beitrag vor, der sich bemüht, den Lebensweg und das Werk der Schwester Magnus Hirschfelds dem Vergessen zu entreißen.
…mehrStolperstein für Dr. med. Rudolf Schild
Berlin – Mittwoch, den 29. Oktober 2025, 10:45 Uhr
Am 29. Oktober 2025 wird für den Arzt Dr. Rudolf Schild (1873–1936) in Berlin-Wilmersdorf ein Stolperstein verlegt, den die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft schon vor etlichen Jahren beantragt hat. Rudolf Schild war jüdischer Herkunft und stammte gebürtig aus Frankfurt am Main. Als erwachsener Mann bezeichnete er sich jedoch als evangelisch. Nachdem er von Frankfurt nach Berlin umgezogen war, fungierte er auch als Obmann des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK).
In dieser Position hielt Schild 1921 einen Vortrag und veröffentlichte später einen Artikel, in dem er sich gegen die vermeintliche „Heilbarkeit der Homosexualität“ aussprach. Schild warnte seine Zeitgenossen davor, in der Ehe ein „Heilmittel gegen bestehende, gleichgeschlechtliche Komplexe“ zu sehen, und sein Beitrag wurde noch 1951 in der Hamburger „Homophilenzeitschrift“ Die Freunde auszugsweise nachgedruckt. Bis heute hat sich aber kein Bild Rudolf Schilds ermitteln lassen.
…mehrQueer in Niederschlesien
Wrocław (Breslau), Polen – 15. Oktober bis 30. November 2025
Unter dem Titel „Historie odzyskane. Queer na Dolnym Śląsku” („Wiedergewonnene Geschichten. Queer in Niederschlesien”) wird vom 15. Oktober bis zum 30. November 2025 im polnischen Wrocław (Breslau) eine Ausstellung gezeigt, die von einem Kurator*innenteam unter Leitung von Dr. Joanna Ostrowska erarbeitet wurde. Die Ausstellung erzählt vom „queeren“ Leben in Niederschlesien von 1871 bis in die 1990er Jahre, sie handelt von Verfolgung und Verschweigen, der Bildung von Gemeinschaften, der Infragestellung von Geschlechtergrenzen und nicht zuletzt der Sicherung und Festigung unterschiedlicher Erinnerungen – in einem deutsch- wie polnischsprachigen Kontext. „Historie odzyskane“ unternimmt mit anderen Worten den Versuch, die Geschichte Niederschlesiens zu „queeren“ und Fragmente gelebten Lebens, die jahrzehntelang im Schatten der Geschichtsforschung wie des öffentlichen Bewusstseins standen, (zurück) ins Gedächtnis zu bringen.
…mehrWieder in rechtmäßigen Händen
Provenienzforschung, also die Erforschung der Herkunft von Kulturgegenständen wie z.B. Gemälden oder Büchern, war schon immer ein zentraler Bestandteil der Arbeit der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Umso erfreulicher ist es, dass wir zur Abwechslung nun auch einmal die Möglichkeit hatten, selbst ein vom NS-Regime enteignetes Buch seinem rechtmäßigen Erben übergeben zu können.
Es war unser ehemaliger Mitarbeiter Dr. Jens Dobler, der ein Projekt ins Leben gerufen hatte, um sich der Provenienzforschung zu Büchern vor allem aus der Bibliothek des Frankfurter Instituts für Sexualwissenschaft (1973–2006) und der ehemaligen Privatbibliothek von Volkmar Sigusch zu widmen, welche im Herbst 2021 durch eine Schenkung (siehe hier) in den Besitz der MHG gelangt waren.
…mehrDigiS Podcast: „Komplexes“ Erbe
Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. rekonstruierte 2024 einen Teil der fotografischen Sammlung des 1919 von Magnus Hirschfeld gegründeten, ehemaligen Instituts für Sexualwissenschaft. Hirschfeld setzte sich bereits zu Ende des 19. Jahrhunderts für die Entkriminalisierung von Homosexualität ein und kämpfte auch für die Rechte von trans* und inter*geschlechtlichen Menschen. Das Institut und seine Sammlungen wurden am 6. Mai 1933 von NS-Studierenden geplündert und zerstört. „Komplex“ in der Sammlung des ehemaligen Instituts für Sexualwissenschaft ist die angemessene Veröffentlichung von fotografischen Inszenierungen von als „anders“ markierten, oft nackten Körpern.
…mehrWissenschaftliches Gutachten zur Rolle des ehemaligen Geschäftsführers der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft beauftragt
Seit Oktober 2024 wird die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. (MHG) mit Fragen zur früheren Tätigkeit ihres damaligen Geschäftsführers konfrontiert. Hintergrund ist, dass der langjährige Geschäftsführer während seiner Funktion in der MHG seit 1983 parallel zeitweise führend in der „Arbeitsgemeinschaft Humane Sexualität e.V.“ (AHS) mitwirkte, die nachweislich auch in pädo-aktivistischen Diskursen aktiv war.
…mehrThe International Journal of Sexology
Von 1947 bis 1955 erschien im indischen Bombay (heute: Mumbai) eine wissenschaftliche Vierteljahreszeitschrift, die insbesondere in der deutschsprachigen Forschung zur Geschichte der Sexualitäten nach wie vor ein Schattendasein führt. Zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gelang es dem indischen Sexologen Alliyapan Padmanabhan Pillay, seine Zeitschrift Marriage Hygiene wiederzubeleben, die zunächst zwischen 1934 und 1937 erschienen war. Das neu aufgelegte Periodikum nannte er bald in The International Journal of Sexology um, und um es scharte er eine illustre Schar von Autoren und Autorinnen weltweit, unter ihnen Harry Benjamin, Ewald Bohm, Eustace Chesser, Anne-Marie Durand-Wever, Hans Giese und Norman Haire, um nur einige zu nennen.
…mehrTrans* Community-Zeitschriften
Die bisherige Geschichtsforschung zu Trans* im Umfeld der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft hat sich aus naheliegenden Gründen auf die Frühgeschichte der trans* Bewegung konzentriert. Kein Wunder, waren doch Dora Richter, Charlotte Charlaque und Toni Ebel, die drei Pionierinnen von Trans*, seinerzeit Patientinnen und Mitarbeiterinnen am Institut für Sexualwissenschaft Magnus Hirschfelds. Auch Gerd Katter, von dem wir einen Teilnachlass haben, gehörte vor knapp 100 Jahren zu den zentralen Vertretern der Bewegung.
Jetzt hat sich Clara Hartmann von der Lili-Elbe-Bibliothek in Hessen mit Unterstützung der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft einem weiteren, bislang vernachlässigten Gebiet der trans* Forschung gewidmet: den Community-Zeitschriften vornehmlich der 1980er und 1990er Jahre, die sich in unserem Bestand befinden, unter ihnen die EZKU, das TS Journal und die TV-News. Clara hat diese Zeitschriften dankenswerterweise digitalisiert und macht sie damit der überregionalen Forschung zugänglich. Auf Anfrage sind die digitalisierten Fassungen in der Lili-Elbe-Bibliothek einsehbar, die Originale natürlich auch bei uns.
…mehrDer fünfte Kongress des International Committee for Sexual Equality (ICSE)
Am Pfingstwochenende 1958 fand in Brüssel der fünfte Kongress des International Committee for Sexual Equality (ICSE) statt. Der belgische Verein „Centre de Culture et de Loisirs“ (CCL, dt. „Kultur- und Freizeitzentrum“) richtete die Veranstaltung in den eigenen Räumen in der 29, Rue Jules van Praet aus, und von Seiten ausländischer Gruppierungen waren Vertreter und Vertreterinnen des niederländischen „Cultuur- en Ontspannings Centrum“ (COC), der Bremer Internationalen Freundschaftsloge (IFLO), der Berliner Gesellschaft für Reform des Sexualrechts (GfRdS), der französischen Vereinigung „Le Verseau“ (dt. „Der Wassermann“), des norwegischen Verbands DNF-48 (Det Norske Forbundet av 1948) und der beiden US-amerikanischen Organisationen „Mattachine Society“ und „One“ anwesend. Für etliche Besucher war das Motto des Kongresses „World Vision on Homosexuality“ ein wenig hochgegriffen, andere verteidigten den Titel. Schließlich habe man sich gegen eine Weltausstellung behaupten müssen, die zeitgleich in Brüssel stattfand.
Im Brüsseler Versammlungssaal des CCL hatten etwa einhundert Personen Platz. Wohl auch deshalb wurde in der internen Berichterstattung angemerkt, „Symposium“ wäre wohl ein besseres Wort gewesen als „Kongress“. Nachdem sich das ICSE 1952 fast ausschließlich und seit 1956 überwiegend mit den Verhältnissen in Deutschland befasst habe, bedeute der Brüsseler Kongress des ICSE 1958 eine Wendung zum Internationalen hin, hielt „Floris van Mechelen“ (Henri Methorst), der Präsident der Vereinigung, in seiner Begrüßung an die Kongressteilnehmer fest. Die weitaus meisten von ihnen waren Männer: Etwa fünfzig kamen aus Belgien und etwa fünfzig aus dem Ausland. Frauen seien vor allem aus den nordischen Ländern angereist, heißt es in den Unterlagen. Namentlich ist von ihnen aber bislang keine bekannt.
…mehrKarl Heinrich Ulrichs auf die Tagesordnung!
Frankfurt/Main – Mittwoch, den 3. September 2025, 19:00 Uhr
Der Jurist und Publizist Karl Heinrich Ulrichs (1825–1895) war ein Pionier der Emanzipationsgeschichte sexueller und geschlechtlicher Minderheiten. Als frühes Mitglied des Freien Deutschen Hochstifts forderte er 1865 eine Debatte über die „mannmännliche Liebe“ – und wurde daraufhin ausgeschlossen. In der offiziellen Begründung hieß es, Ulrichs habe die Existenz einer „dritten Art von menschlichen Wesen“ behauptet, die er „Urninge“ nannte, und sich selbst dazu bekannt. Damit, so die Verwaltung, sei seine Mitgliedschaft unzulässig. Dieser Ausschluss markierte den Beginn seiner öffentlichen politischen Tätigkeit. Fortan setzte sich Ulrichs unermüdlich für die Rechte homosexueller und geschlechtlich nonkonformer Menschen ein. In seinen Schriften entwickelte er ein weitreichendes theoretisches Konzept sexueller und geschlechtlicher Vielfalt – deutlich komplexer, als es die Formel von der „mannmännlichen Liebe“ nahelegt. Damit bereitete er auch den Boden für Magnus Hirschfelds berühmte Theorie der „sexuellen Zwischenstufen“, die ohne Ulrichs Vorarbeiten nicht denkbar wäre.
…mehrDer erste Kongress des International Committee for Sexual Equality (ICSE)
Während der Pfingsttage 1951, vom 12. bis zum 14. Mai 1951, fand unter dem Vorsitz des niederländischen „Cultuur- en Ontspanningscentrum“ (COC, dt. „Kultur- und Freizeitzentrum“) in Amsterdam der erste Kongress des International Committee for Sexual Equality (ICSE) statt. Nach eigenen Angaben des COC waren etwa fünfzig Teilnehmer von in- wie ausländischen Vereinigungen, so etwa Abgesandte des „Kreis“ aus der Schweiz, des „Forbundet af 1948“ (F-48) aus Dänemark und des „Vereins zur Pflege einer humanitären Lebensgestaltung“ (VhL) aus der Bundesrepublik Deutschland, vertreten, um Vorträge zu verschiedenen Aspekten der Homosexualität zu halten bzw. diese zu hören und über sie zu diskutieren. Es war der Auftakt zu einer Reihe von fünf Kongressen, die bis 1958 in Städten wie Amsterdam, Frankfurt am Main, Paris und Brüssel stattfanden.
Namhafte Gäste wie der französische Schriftsteller Jean Cocteau, der US-amerikanische Sexualwissenschaftler Alfred C. Kinsey und die beiden Hamburger Schriftsteller Rolf Italiaander und Hans Henny Jahnn sowie der Darmstädter Referent Ernst Ludwig Driess waren 1951 aus unterschiedlichen Gründen verhindert, an der Veranstaltung teilzunehmen. Von Cocteau, Jahnn und Driess wurden aber – wie von Kurt Hiller auch – Grußworte und/oder Manuskripte verlesen.
…mehrDer vierte Kongress des International Committee for Sexual Equality (ICSE)
Über den vierten Kongress des International Committee for Sexual Equality (ICSE), der vom 11. bis zum 14. November 1955 in Paris stattfand, war insbesondere im deutschen Sprachraum bislang nur wenig bekannt. Der Kongress wurde unter dem Titel „Menschenrechte und Ursprung der Moral“ in den Räumen der Gewerkschaft „La Confédération des Cadres“ in der Rue Gramont ausgerichtet, und an ihm sollten ursprünglich so prominente Intellektuelle wie Philippe Ariès und Gabriel Marcel aus Frankreich sowie Gösta Carlberg aus Schweden, Benjamin J. Kouwer aus den Niederlanden und Emilio Servadio aus Italien teilnehmen. Mehrere von ihnen sagten allerdings kurzfristig ihre Teilnahme wieder ab. An die Strahlkraft ihrer Vorgängerkongresse in Amsterdam und Frankfurt am Main konnte die Veranstaltung in der französischen Hauptstadt folglich nicht anschließen.
Nach Angaben des ICSE brachte ein Bus etwa vierzig Besucher und Besucherinnen aus den Niederlanden zu dem Kongress nach Paris, ein weiterer Bus sollte aus Hamburg und Kopenhagen anfahren. Erwartet wurde zudem eine größere Delegation aus Italien, die dann aber wohl doch nicht kam. Anwesend waren schließlich Vertreter von „homophilen“ Vereinigungen aus Belgien, Frankreich, England, Deutschland, den Niederlanden und aus Skandinavien.
…mehrRichard von Krafft-Ebing: Beiträge zur Erkennung ...
Auch wir sind jedes Mal aufs Neue überrascht und begeistert, wenn ein Buch aus der ehemaligen Sammlung des Instituts für Sexualwissenschaft im Antiquariatsbuchhandel auftaucht und wir es dann sogar erwerben können. So geschehen diesmal mit den „Beiträgen zur Erkennung und richtigen forensischen Beurtheilung krankhafter Gemüthszustände für Aerzte, Richter und Vertheidiger“ des bekannten Psychiaters und Neurologen Richard Fridolin Joseph Freiherr Krafft von Festenberg auf Frohnberg, genannt von Ebing, kurz auch Richard (Freiherr) von Krafft-Ebing (1840–1902).
…mehrDeutschlandfunk: Podcast zur queeren Geschichte
Selbst im Westen sind queere Menschen wieder in Gefahr: Rechtspopulisten und autoritäre Politiker wettern gegen „Gendergaga“. Für ihre Gleichberechtigung haben Schwule, Lesben und Transpersonen lange gekämpft, manche bezahlten dafür mit dem Leben. „Liebe, Sex und Konzentrationslager“ ist ein Podcast von Anh Tran, in dem auch Rainer Herrn zu Wort kommt. Dauer: 44:05 Min. Aus der wöchentlichen Podcastreihe „Der Rest ist Geschichte“ des Deutschlandfunks.
…mehrThe First Homosexuals: The Birth of a New Identity, 1869–1939
Chicago (USA) – 2. Mai bis 26. Juli 2025
Mit etlichen Exponaten ist auch die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft in der derzeitigen großen Ausstellung „The First Homosexuals: The Birth of a New Identity, 1869–1939“ in der Chicagoer Kunsthalle Wrightwood 659 prominent vertreten. Neben dem Reisepass Magnus Hirschfelds und der Büste, die Harald Isenstein von dem Sexualforscher angefertigt hat, zeigt die Ausstellung auch Gemälde von Toni Ebel, handschriftliche Aufzeichnungen von Karl Heinrich Ulrichs sowie Fotos aus dem Umfeld des Instituts für Sexualwissenschaft, die die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft zur Verfügung gestellt hat. Die Ausstellung „The First Homosexuals“ erforscht den grundlegenden Wandel in der gesellschaftlichen Wahrnehmung gleichgeschlechtlicher Sexualität, der mit der Prägung des Begriffs „homosexuell“ im Jahr 1869 einherging.
…mehrBuchveröffentlichung: Ruby Rebelde über Sexarbeitsfeindlichkeit
Ruby Rebeldes Warum sie uns hassen bietet einen Einblick in eine Realität, über die wenig bekannt ist, aber viel spekuliert wird. Das Buch analysiert die polarisierte Debatte über Sexarbeit und Menschenhandel – und ist doch unterhaltsam. Historische Beispiele treffen auf Anekdoten und medienkritische Überlegungen. Zu wenig bekannte Fakten über die Anti-Sexarbeits-Bewegung und ihre Verbündeten münden in die Frage: Wie gelingt sexarbeitsinklusiver Feminismus und wie können die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter*innen verbessert werden?
Ruby Rebeldes Studie ist mit einem Marc of Frankfurt-Stipendium der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft gefördert worden.
…mehrMagnus Hirschfeld im Exil in Paris und Nizza 1933–1935
Nizza – Samstag, den 24. Mai 2025, 18:00 Uhr
Die Ausstellung der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. „Magnus Hirschfeld im Exil in Paris und Nizza 1933–1935“, kuratiert von Hans Bergemann und Ralf Dose, befasst sich mit den letzten beiden Lebensjahren des deutschen Sexualwissenschaftlers Magnus Hirschfeld, die er im französischen Exil verbringen musste.
Im März 1932 kehrte Hirschfeld von einer Weltreise nach Europa zurück, reiste aber nicht mehr nach Berlin, da in Deutschland sein Leben durch das Erstarken der Nationalsozialisten bedroht war. Nach Stationen in Österreich, der Tschechoslowakei und der Schweiz ließ er sich im Mai 1933 in Paris nieder. Hier versuchte er – ohne Erfolg – sein von den Nationalsozialisten zerstörtes Institut für Sexualwissenschaft wieder aufzubauen. Er arbeitete an neuen Publikationen, betreute Übersetzungen seiner Werke ins Französische und hielt Vorträge zu seinen sexualwissenschaftlichen Forschungen. Ende November 1934 siedelte er nach Nizza über, wo er am 14. Mai 1935 starb.
…mehrBuchvorstellung in der Gedenkstätte Stille Helden
Berlin – Mittwoch, den 21. Mai 2025, 18:00 Uhr
Die Gedenkstätte Stille Helden in der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin lädt herzlich zu einer Buchvorstellung mit Raimund Wolfert, Oranna Dimmig und Claudia Schoppmann ein. Der Titel ihres aktuellen Buches lautet: »Damals wurde uns klar, dass Bleiben Lebensgefahr bedeutete. Eva Siewert und Alice Carlé, eine Liebe während der Shoah«. Das Werkstattgespräch mit den drei Autor*innen über die Recherchen zum Buch und ihre Ergebnisse wird von Uta Fröhlich, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gedenkstätte Stille Helden, moderiert.
…mehrGedenkveranstaltung am 14. Mai 2025
Berlin – Mittwoch, den 14. Mai 2025, 14:30 Uhr
Wie alljährlich, laden wir ein zur Gedenkveranstaltung anlässlich des 90. Todestages von Magnus Hirschfeld gemeinsam mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, dem LSVD Berlin-Brandenburg, mit MANEO – dem schwulen Anti-Gewalt-Projekt und dem Queerbeauftragten des Landes Berlin.
Wir freuen uns besonders, in diesem Jahr wieder Magnus Hirschfelds Großnichte Gaby Cohen und ihre Familie aus Australien bei dieser Gedenkveranstaltung begrüßen zu dürfen.
…mehrFührung zu den Gedenkorten im Tiergarten
Berlin – Mittwoch, den 14. Mai 2025, 16:00 Uhr
Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld lädt aus Anlass des 90. Todestages von Magnus Hirschfeld zu einer Führung zu den Gedenkorten am Haus der Kulturen der Welt (HKW) ein. Die Führung wird von Dr. Rainer Herrn veranstaltet, Treffpunkt ist die Gedenksäule für das Institut für Sexualwissenschaft am Bettina-von-Arnim-Ufer (hinter dem Haus der Kulturen der Welt an der Spree nahe der Anlegestelle der Reederei Riedel).
…mehrMagnus-Hirschfeld-Tag 2025
Berlin – Mittwoch, den 14. Mai 2025, 19:00–21:00 Uhr
Auftaktveranstaltung zum Recherche- und Vermittlungsprojekt Queer Lichtenberg – gestern und heute, das von der Diversitybeauftragten des Bezirks und dem Museum Lichtenberg initiiert und seit Februar 2025 von den Historikern Karl-Heinz Steinle und Andreas Pretzel betreut wird.
Eine Veranstaltung zum Berliner „Magnus Hirschfeld Tag – Sterne seines queeren Berlins“ im Rahmen der 3. Queeren Aktionswoche des Bezirksamtes Lichtenberg. Eine historische Spurensuche in Form von Vorträgen und einer Präsentation erster Rechercheergebnisse durch Karl-Heinz Steinle und Andreas Pretzel zur Frage „Magnus Hirschfeld und Lichtenberg – Welche Verbindungen gab es?“
Podiumsdiskussion mit Katja Koblitz und Ralf Dose zum Wirken und Weiterwirken von Magnus Hirschfeld und seiner Wegbegleiter*innen – „Wie können wir queere
Geschichte erforschen, erinnern und vermitteln?“ Mit abschließendem Get-Together: Wer kennt Zeitzeug*innen? Wer kann mithelfen, Lichtenbergs queere Geschichte bis heute fortzuschreiben?
Zum Rücktritt von Ralf Dose als Geschäftsführer der MHG
Seit geraumer Zeit stehen Vorwürfe gegen den Mitbegründer und langjährigen Geschäftsführer der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, Ralf Dose, im Raum, die sich auf seine Funktion als Geschäftsführer der ahs (arbeitsgemeinschaft humane sexualität) von 1982 bis 1989 und auf sein Wirken im Kuratorium der ahs bis 2001 beziehen.
…mehrUn/sichtbar! 80 Jahre Kriegsende
Berlin – Mittwoch, den 7. Mai 2025, 18:30 Uhr
Am 8. Mai 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal. Wie erinnern wir? Was bleibt verborgen? Was wird wiederentdeckt?
Die Veranstaltung „Un/sichtbar! 80 Jahre Kriegsende“ bei BERLIN GLOBAL widmet sich den vielfältigen Formen des Erinnerns und Vergessens. In Vortrag, Film und Lesung beschäftigen sich die Künstlerin Anna Krenz, die Aktivistin Margitta Steinbach und die Kabarettistin Sigrid Grajek mit un/sichtbaren Biografien und Schicksalen. Dabei stellen sie individuelle und kollektive Perspektiven in den Mittelpunkt.
In einem abschließenden Gespräch zwischen Anna Krenz, Margitta Steinbach, Sigrid Grajek, Raimund Wolfert sowie der Moderatorin Shelly Kupferberg, haben Sie die Gelegenheit, Fragen zu stellen und Gedanken zu teilen. Der Abend versteht sich als eine Sammlung von Impulsen – eigenständig und nebeneinanderstehend.
…mehrBuchvorstellung von Hans P. Soetaert: „The Scattered Library“
Berlin – Dienstag, den 6. Mai 2025, 20:30 Uhr
In seinem Vortrag über sein neues Buch The Scattered Library wird der unabhängige belgische Forscher Hans P. Soetaert kapitelweise auf die wichtigsten Erkenntnisse hinweisen, die er über das Nachleben (1935–1942) Magnus Hirschfelds in Frankreich und der Tschechoslowakei gewonnen hat. Soetaerts Buch ist die erste Publikation überhaupt, die die drei Jahre bis zu Hirschfelds Tod im Jahr 1935 und vor allem die sieben Jahre danach minutiös nachzeichnet. Es setzt dort an, wo Rainer Herrns Studie zur Geschichte des Instituts für Sexualwissenschaft und des Lebenswerks von Magnus Hirschfeld aus dem Jahr 2022 endet. Die Präsentation von Hans P. Soetaert wird durch Fotos und Abbildungen aus dem Buch ergänzt.
…mehrDer zweite Kongress des International Committee for Sexual Equality (ICSE)
Sieben Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland und dem Ende des Zweiten Weltkriegs richtete das niederländische International Committee for Sexual Equality (ICSE) seinen zweiten internationalen „Kongress für Sittengesetze und sexuelle Gleichberechtigung” in Frankfurt am Main aus. Der Kongress fand vom 29. August bis zum 2. September 1952 unter der Teilnahme von namhaften „Medizinern, Juristen, Pädagogen und Soziologen” – die meisten von ihnen Männer – an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt statt.
Zutritt zu den Veranstaltungen hatten an allen vier Tagen nur Mitglieder der dem ICSE angeschlossenen Vereinigungen, in Deutschland waren das der Frankfurter Verein für humanitäre Lebensgestaltung (VhL) und der Bremer Weltbund für Menschenrechte, der sich als Mutterorganisation der Internationalen Freundschaftsloge (IFLO) wenig später in Gesellschaft für Menschenrechte (GfM) umbenannte. Gleichwohl sollen sich etwa 250 Gäste aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Schweden, den USA und selbst Indonesien zu dem Kongress eingefunden haben.
Bislang war über den Frankfurter Kongress des ICSE vom Spätsommer 1952 insbesondere im deutschen Sprachraum nur wenig bekannt. Ursprünglich sollte der Kongress in Kopenhagen ausgerichtet werden, doch dann erreichte der Frankfurter Vereinsaktivist Heinz Meininger relativ kurzfristig, dass er in seiner Heimatstadt abgehalten wurde. Angesichts der verheerenden Prozesswelle gegen homosexuelle Männer, die kurz zuvor in Frankfurt losgetreten worden war und die als „Frankfurter Homosexuellenprozesse” ein trauriges Kapitel in der Frühgeschichte der Bundesrepublik Deutschland schrieben, galt es, ein Zeichen zu setzen, das weit über die Stadt hinaus strahlen und auch im europäischen Ausland sichtbar sein sollte. Finanziert wurde der Kongress wohl zur Hälfte mittels Spenden aus dem Umfeld der Bremer IFLO, die übrigen Gelder kamen aus dem Raum Frankfurt und den Niederlanden.
…mehrThomas Mann und Magnus Hirschfeld
2025 ist nicht nur der 150. Geburtstag Thomas Manns, sondern auch der 90. Todestag Magnus Hirschfelds. Während Mann seine ersten Erzählungen und Romane schrieb, erfand Hirschfeld die Theorie der sexuellen Zwischenstufen und bekämpfte den Paragrafen 175. Der Einfluss des Sexualwissenschaftlers auf den Träger des Nobelpreises für Literatur wird oft verkannt. Jetzt erinnert ein Artikel des Berliner Literaturwissenschaftlers Andreas Kraß auf geschichte der gegenwart an die Gemeinsamkeiten im Werk und Leben von Thomas Mann und Magnus Hirschfeld. Lesenswert! Ab Mittwoch, den 2. April 2025 gibt es den Beitrag auch als Podcast.
…mehrOtto M. alias Charlotte, eine „queere“ Geschichte aus dem Wedding
Otto M. alias Charlotte (1901–1989) war eine schillernde Persönlichkeit aus dem Berliner Wedding, die in den späten 1970er Jahren weit über ihren Heimatbezirk hinaus bekannt wurde. In Frauenkleidern fühlte er sich am wohlsten, trat in Bars auf und verdiente sich seinen Lebensunterhalt als „Amüsierdame“. Doch seine Geschichte begann schon Jahrzehnte zuvor – und führt von den „wilden 1920ern“ über die NS-Zeit bis in die 1980er Jahre. Dank intensiver Recherchen konnte Charlottes Spur bis zur Wriezener Straße verfolgt werden. Ein Stück vergessene Geschichte wird hier erstmals erzählt.
…mehrRechercheplattform für queere Geschichte online
Die digitale Rechercheplattform für queere Geschichte ist online gegangen. QueerSearch führt zahlreiche Daten und Sammlungsobjekte aus unterschiedlichen Archiven, Bibliotheken und Sammlungen vornehmlich aus dem deutschsprachigen Raum zusammen und macht queere Geschichte sichtbar. Für Forschende, Interessierte und Kulturinstitutionen gibt es jetzt eine zentrale Anlaufstelle, um queeres Leben und seine vielfältigen Facetten in Vergangenheit und Gegenwart zu entdecken und zu erforschen.
…mehrDamals wurde uns klar, dass Bleiben Lebensgefahr bedeutete
Das neue Buch »Damals wurde uns klar, dass Bleiben Lebensgefahr bedeutete« von Raimund Wolfert, Oranna Dimmig und Claudia Schoppmann (Hrsg.) dokumentiert die Liebesbeziehung zwischen der Journalistin Eva Siewert (1907–1994) und der Büroangestellten Alice Carlé (1902–1943), die sich 1938 in Berlin kennengelernt hatten. Die als Jüdin verfolgte Alice Carlé tauchte im März 1943 in einem Berliner Außenbezirk unter. Zu dieser Zeit musste Eva Siewert, die in der NS-Zeit selbst als »Halbjüdin« galt, eine Haftstrafe nach dem »Heimtückegesetz« im Frauengefängnis Barnimstraße verbüßen. Carlés Briefe an ihre Lebensgefährtin im Gefängnis, die hier erstmals veröffentlicht werden, sind bewegende Zeugnisse der Verbundenheit der beiden Frauen.
…mehrPodcast: „Frankfurter Homosexuellenprozesse – § 175 und seine Opfer“
Unter Berufung auf einen Artikel von Daniel Speier in unseren Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft von 2018 haben Joachim Telgenbüscher und Nils Minkmar einen Podcast unter dem Titel „Frankfurter Homosexuellenprozesse – § 175 und seine Opfer“ produziert: Anfang der 1950er Jahre sorgte ein Skandal in Westdeutschland für großes Aufsehen. Obwohl es in Frankfurt nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Sommer 1950 keine systematische Verfolgung von Schwulen gab, galten Männer, die andere Männer lieben, plötzlich wieder als Gefahr für den Staat.
…mehrPaul Hoecker im Lenbachhaus in München
München – Montag, den 3. März 2025, 19:00–23:00 Uhr
Im März 2025 kehrt ein Stück Paul Hoecker nach München zurück. Das im Rahmen der Recherchen der „Forschungsgruppe Paul Hoecker“ am Forum Queeres Archiv München e.V. wiederentdeckte Werk Hoeckers Sage und Volkslied, das über Jahrzehnte in liebevollem Privatbesitz bewahrt wurde, wurde nun durch Vermittlung von Philipp Gufler, Stefan Gruhne, Christina Spachtholz und Nicholas Maniu vom Münchner Lenbachhaus erworben.
…mehrDer dritte Kongress des International Committee for Sexual Equality (ICSE)
Vom 12. bis zum 14. September 1953 fand auf Einladung des niederländischen COC (Cultuur- en Ontspanningscentrum, dt. „Kultur- und Freizeitzentrum“, 1946–1966) in Amsterdam der dritte internationale Kongress des International Committee for Sexual Equality (ICSE) statt. Dessen Thema „Geistige Volksgesundheit und sexuelle Gleichberechtigung“ wurde von sechs Rednern aus verschiedenen Ländern der Welt beleuchtet. Ursprünglich sollte der Kongress – wie schon der Frankfurter ICSE-Kongress des Vorjahres – in Kopenhagen abgehalten werden, musste aber wegen der Absage der dänischen Partnerorganisation F-48 (Forbundet af 1948, dt. „Der Verband von 1948“) in die Niederlande verlegt werden.
Der dreitägige Kongress war in den Augen der Veranstalter überraschend gut besucht. Der angemietete Saal des Amsterdamer Parkhotels in der Stadhouderskade 25, in dem 230 Personen gleichzeitig Platz finden konnten, erwies sich immer wieder als zu klein. Unter den Anwesenden waren Amerikaner, Belgier, Dänen, Deutsche, Engländer, Franzosen, Italiener, Norweger, Schweden, Schweizer und – wie der mehrsprachige Periodical Newsletter stolz betonte – zwei Syrer sowie ein Portugiese. Erfreut gab man sich ferner über die Teilnahme von protestantischer, katholischer und humanistischer Seite, aber auch von namhaften Psychiatern sowie von Vertretern etwa des Niederländischen Vereins für Sexualreform (Nederlandse Vereniging voor Seksuele Hervorming, NVSH) oder gar der Heilsarmee. Lediglich die Presse war, wie der ICSE-Präsident „Floris van Mechelen“ (Henri Methorst) in seinem Kongressbericht enttäuscht festhielt, „kaum vertreten“: Die niederländischen Tageszeitungen fügten sich nach wie vor in eine „sexualverneinende Tradition“.
…mehrOnline-Ausstellung zur fotografischen Sammlung des Instituts für Sexualwissenschaft
Die neue Ausstellung, die Hans Bergemann und Esra Paul Afken im Namen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft erarbeitet haben, ist online gegangen. 1919 eröffnete Magnus Hirschfeld in Berlin das Institut für Sexualwissenschaft. Das Institut war weltweit eine einzigartige Institution, die sich mit sexuellen Fragen in ihrer ganzen Breite befasste. Neben wissenschaftlichen Forschungsabteilungen, einer Poliklinik für ärztliche Behandlungen bei Sexualleiden und Beratungsstellen für Sexualfragen beherbergte es umfangreiche Sammlungen von Büchern, Bildern, Fotos und Objekten zur Vielfalt menschlicher Sexualität.
…mehrHans P. Soetaert: The Scattered Library
In his new book Hans P. Soetaert describes the various fates of the remnants of Magnus Hirschfeld’s Institute of Sexual Science Collection in France and Czechoslovakia, predominantly in the years from 1932 to 1942. It is the very first book to offer a meticulously detailed report of the three years leading up to Hirschfeld’s death in 1935 and, especially, the seven years following. Soetaert’s seminal book takes up where Rainer Herrn’s 2022 study on the history of Hirschfeld’s Institute and the life work of Magnus Hirschfeld ended, in 1932/33. The book was printed with the support of the Magnus Hirschfeld Society.
…mehrDie Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft trauert um Dr. Jens Dobler
Berlin – Trauerfeier 1. November 2024, 11 Uhr
Jens Dobler studierte Erziehungswissenschaften, Psychologie und Neuere Geschichte. 2008 wurde er mit einer Arbeit zur Homosexuellenverfolgung durch die Berliner Polizei zwischen 1848 und 1933 an der Technischen Universität Berlin in Neuerer Geschichte promoviert. Von 2007 bis 2022 war er Vorstandsmitglied der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, von 2010 bis 2015 Archiv- und Bibliotheksleiter des Schwulen Museums* in Berlin, und anschließend leitete er bis 2022 die Polizeihistorische Sammlung im Polizeipräsidium Berlin. Seit Oktober 2022 bearbeitete er für die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft das Forschungsprojekt „Die Plünderung des Instituts für Sexualwissenschaft von Magnus Hirschfeld in der NS-Zeit“, das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert wird.
…mehrMitteilungen 73/74 – Oktober 2024
Über 14 Monate sind vergangen, seit die letzte Ausgabe unserer „Mitteilungen“ erschienen sind. Jetzt ist das neue Heft da und kann sich wohl sehen lassen. Auf über 80 Seiten bringen wir Neues und Interessantes aus der Forschung zur Geschichte von LSBTIQ*. Das Spektrum, das die insgesamt zwölf Beiträge umspannen, ist weit. Es reicht von Brasilien über Israel bis Bali, von Lugano über Würzburg, Hamburg, Kopenhagen, Oslo und West-Berlin bis Jacksonville. Unter den Autor*innen finden sich so illustre Namen wie Nora Eckert, Michael Lombardi-Nash, Florian Mildenberger und Ricarda Musser. Die Versandaktion des Doppelheftes ist angelaufen, und unsere Abonnenten und Abonnentinnen dürften es wohl in den nächsten Tagen im Briefkasten vorfinden. Wir hoffen, das Warten hat sich gelohnt, und wünschen eine gute Lektüre!
…mehr99 Jahre Zukunft für die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft
In den vergangenen 40 Jahren konnten wir eine umfangreiche Bibliothek als Rekonstruktion der verlorenen Bibliothek des Instituts für Sexualwissenschaft aufbauen und wesentliche Archiv- und Nachlassbestände aus dem Umfeld des Instituts von Magnus Hirschfeld sammeln. Jetzt müssen wir deren langfristige Sicherung für die Nachwelt in Angriff nehmen. Eingedenk der Erkenntnis „Allein machen sie dich ein“ haben wir dazu mit dem Lesbenarchiv Spinnboden und dem Feministischen Archiv FFBIZ verabredet, ein gemeinsam genutztes Archivzentrum einzurichten. Wir bleiben alle selbständig, ziehen aber an einen gemeinsamen Standort, an dem wir Lesesaal und Archiv-Infrastruktur gemeinsam nutzen können.
…mehrUnsere Projektwebseite zu „Hlas“ (Die Stimme)
Unsere neue Projektwebseite ist freigeschaltet! In den letzten Monaten hat sich die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft intensiv mit der historischen tschechoslowakischen LSBTIQ*-Zeitschrift „Hlas“ beschäftigt und präsentiert die Ergebnisse nun auf der Seite hlas-queermagazin.de. „Hlas“ war nach dem erzwungenen Ende aller deutschen Zeitschriften, die sich um die Belange homosexueller Männer und Frauen sowie von bisexuellen und trans* Personen bemühten, ab 1933 neben dem Schweizer „Freundschaftsbanner“ (später „Der Kreis“) weltweit die einzige Zeitschrift für Angehörige sexueller Minderheiten.
…mehrEin „neues“ altes Gemälde von Toni Ebel
Seit dem 15. Juli 2023 ist die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft stolze Besitzerin eines weiteren Gemäldes von Toni Ebel (1881–1961). Das Werk dürfte noch vor dem Ersten Weltkrieg entstanden sein. Es zeigt unverkennbar eine norwegische Fjordlandschaft, genauer gesagt: den Fjærlandsfjord mit dem Jostedalsbreen, dem größten europäischen Festlandsgletscher, im Hintergrund. Dass Toni Ebel jemals in Norwegen war, wussten wir nicht, aber möglicherweise hat sie das Bild im Kielwasser der Nordlandbegeisterung Kaiser Wilhelms auch nach einer Postkarte oder einer anderen Vorlage gemalt.
…mehrFrauen um Magnus Hirschfeld
Wer waren die Frauen, die Magnus Hirschfeld nahestanden und die ihn prägten? Mit welchen Frauen arbeitete er zusammen, und auf welche bezog er sich in seinen Schriften wie in seinen Vorträgen? Das sind nur drei Fragen, denen sich die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft auf einer neuen Übersichtsseite ihres Internetauftritts widmet, zumindest ansatzweise. Denn in aller Kürze lassen sich diese Fragen kaum beantworten.
Zu dem angefügten Foto etwa können wir mit Sicherheit nur sagen, dass die zwei Frauen links neben Hirschfeld seine Schwestern Recha Tobias und Jenny Hauck sind. Zudem lässt sich die Liste der Fragen fortsetzen: Mit welchen Frauen kam Magnus Hirschfeld nicht überein und warum? Und was hielten eigentlich Frauen von Hirschfeld und seinen Ausführungen – zu seinen Lebzeiten wie nach seinem Tod? Im Guten wie im Schlechten.
…mehrDigitalisiert: Paul Krisches Tagebücher
Aus dem Nachlass von Paul Krische (1878–1956) und Maria Krische (1880–1945), Sexualreformer*innen aus dem Umfeld Magnus Hirschfelds und des Instituts für Sexualwissenschaft, besitzt die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft zahlreiche Tage-, Jahres- und Erinnerungsbücher sowie andere Unterlagen, die wir 2013 posthum von Susanne Andrukowicz, einer Enkelin des Ehepaars Krische erhalten haben. Die von Paul Krische handschriftlich geführten Tagebücher umfassen die Jahre 1930 bis 1940, die Sammelalben stammen aus den Jahren 1915 bis 1953. Zusätzlich gehören Unterlagen zur Familiengeschichte und vier Kästen mit Fotografien zu dem Konvolut.
…mehrObleute des WhK – Gesamtverzeichnis
Im Wissenschaftlich-humanitären Komitee (WhK) gab es ab 1904 Bestrebungen, eine Art kollektives Führungsgremium zu bilden. Es erhielt zunächst die Bezeichnung „Obmännerkommission“ und bestand aus sieben Personen. Später wuchs die Zahl auf siebzig Mitglieder. Das Obmännerkollegium wählte den Vorstand des WhK, und gemäß den Statuten der Organisation sollten in ihm möglichst viele Bevölkerungs- und Berufsgruppen vertreten sein. Auf der nachfolgenden Namensliste finden sich dementsprechend nicht nur Ärzte und Rechtsanwälte, sondern auch Schriftsteller, Industrielle, Kaufleute, Ingenieure, Mechaniker und andere. Grundsätzlich währte die Obmannschaft im WhK fünf Jahre. Nach Ablauf dieser Zeit konnte sich jedes Mitglied der Wiederwahl stellen, und wer das Amt zehn Jahre bekleidet hatte, konnte zum Obmann auf Lebenszeit ernannt werden.
…mehrMonatsberichte des WhK 1902–1908
Die Monatsberichte des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (Charlottenburg–Berlin) sind eine reichhaltige Quelle zur Frühgeschichte der homosexuellen Emanzipationsbewegung nicht nur im deutschsprachigen Raum. Die einzelnen Monatsberichte sind jedoch bislang nur schwer zugänglich gewesen, in kaum einer öffentlichen oder wissenschaftlichen Bibliothek dürften sie vollständig erhalten sein. Auch weisen sie kein Inhalts-, Namens- oder Ortsverzeichnis auf. Die gezielte Recherche in den Ausgaben war deshalb von jeher aufwendig. Aus diesem Grund hat sich die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft entschieden, das gebundene Exemplar der Monatsberichte 1904–1908, das wir in unserer Sammlung haben, zu digitalisieren und interessierten Leser_innen und Forscher_innen zur Verfügung zu stellen.
…mehrDinge, die wir suchen – und solche, die wir gefunden haben
Bei der Plünderung des Instituts für Sexualwissenschaft gingen 1933 Bibliothek, Archiv und Sammlungen verloren – allerdings nicht komplett. Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft bemüht sich darum, die in alle Welt verstreuten Bücher und Sammlungsgegenstände zu identifizieren und – wenn möglich – nach Berlin zurückzubringen. Hier stellen wir einige Bücher und Objekte vor, die wir aktuell suchen – und geben ein paar Beispiele von wiedergefundenen Exemplaren bzw. von Büchern, die wir erworben oder die uns geschenkt wurden und seitdem unsere Sammlung bereichern.
…mehrDigitalisate
Im Internet sind zunehmend Werke von und über Magnus Hirschfeld aus digitalisierten Bibliotheksbeständen frei zugänglich. Erfreulicherweise wächst die Zahl der Digitalisate ständig. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit weisen wir nachstehend auf derartige Bestände hin. Gleichzeitig bitten wir um Ihre Mithilfe. Über Hinweise auf Digitalisate, die wir hier noch nicht erfasst haben bzw. die uns noch nicht zur Kenntnis gelangt sind, würden wir uns sehr freuen.
Wir danken Erwin In het Panhuis für die Überlassung der Datensätze aus seiner Bibliographie. Aktuell sind solche Digitalisate auch über die Datenbank des KVK – Karlsruher Virtueller Katalog auffindbar.
…mehrVeranstaltungen und Einladungen
Auf dieser Seite finden Sie Veranstaltungen und Einladungen im Namen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Veranstaltungen anderer Organisationen finden Sie im Menü unter „Veranstaltungen und Publikationen, auf die wir gern aufmerksam machen möchten”.
Veranstaltungen und Publikationen, auf die wir gern aufmerksam machen möchten
Hier finden Sie eine Reihe ausgewählter Hinweise auf interessante Veranstaltungen und Publikationen, die jedoch ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität der Auswahl ist:
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