Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Neu in unserer Sammlung: Zwei Briefe Magnus Hirschfelds

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Es passiert nicht oft, aber gelegentlich können wir unsere Sammlungsbestände durch wahre Pretiosen ergänzen. So erwarben wir im letzten Jahr etwa Briefe Franziska Manns (1859–1927), einer Schwester Magnus Hirschfelds, an die befreundete Erzählerin Anna Kappstein (1872–1950). Nun gelang es uns, zwei Briefe Hirschfelds an Kappsteins Mann, den Schriftsteller und Theologen Theodor Kappstein (1870–1960), zu ersteigern. Hirschfeld bedankt sich in seinen kollegial gehaltenen Schreiben 1921 und 1930 für einen übersandten Geldbetrag, Bücher und ein Gutachten. Er revanchiert sich mit eigenen Schriften und bekundet, dass er das Schaffen der Kappsteins „stets mit größtem Interesse“ verfolge und hoffe, sie bald wiederzusehen. Wobei sich die Frage stellt, welcher Art die Beziehung des Ehepaars zu Hirschfeld über all die Jahre wohl war.

Die Kappsteins dachten offenbar deutsch-national und hegten Sympathien für den Nationalsozialismus. Insbesondere über Anna Kappstein ist bekannt, dass sie immer wieder forderte, ein Mensch müsse sich fügen. So sah sie schon den Ersten Weltkrieg als eine Ausnahmesituation, in der die Frau am „Ganzen“ mitzuwirken habe. Die Lebensmittelknappheit im Zweiten Weltkrieg erachtete sie gar als positiv, da sie die „Qual der Wahl“ und viel „Kopfzerbrechen“ über die Nahrungsaufnahme erspare, „so dass für eine Reihe vielleicht noch wichtigerer Angelegenheiten plötzlich Zeit erübrigt wird.“ Für alle, die sich mit dem Wirken des Ehepaars Kappstein im Umfeld von Magnus Hirschfeld beschäftigen möchten, legen wir die von uns neu erworbenen Briefe gerne zur Einsicht bereit.