Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Josef Nicoladoni, Ingenieur

geb. 25.6.1859 (Wien, Österreich) gest. 15.11.1940 (Wien, Österreich)

Zur Biografie

Josef Nicoladoni entstammte einer Familie von Rauchfangkehrern, die ursprünglich in Norditalien ansässig gewesen war. Der Vater Josef Anton Nicoladoni kam gebürtig aus Locarno in der Schweiz, er war katholisch und Kaufmann von Beruf. Die Mutter Georgina Johanna Maria geb. Gering kam hingegen aus Genf in der Schweiz und war Calvinistin. Die Eltern hatten am 24. August 1857 in Döbling bei Wien geheiratet. Josef Nicoladoni war ihr zweigeborenes Kind und hatte mindestens sechs Schwestern.

Josef Nicoladoni wurde offenbar katholisch erzogen. Er wurde Ingenieur von Beruf und wohnte spätestens ab den 1880er Jahren in Wien, wo er als „K.u.k.-Heizobjekte-Fabrikant“ tätig war. Als Adressen sind für ihn u.a. nachweisbar: 1907: IV, Heumühlgasse 18 I; 1911: III, Heumarkt 7; 1931 III, Heumarkt 17.

Um 1906 versuchte Josef Nicoladoni zusammen mit dem österreichischen Arzt und Psychoanalytiker jüdischer Herkunft Wilhelm Stekel (1868–1940), der sich zeitweise von Sigmund Freud (1856–1939) behandeln ließ, in Wien eine österreichische Dependance des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) zu gründen. Als Vereinssitz wurde die Heumühlgasse 18, also die damalige Wohnadresse Nicoladonis, angegeben. Josef Nicoladoni wurde 1907, 1910 und 1920 als österreichischer Obmann des WhK genannt.

Über den Lebenswandel Josef Nicoladonis nach 1920 liegen keine Angaben vor. Belegt ist lediglich, dass er am 8. November 1939, ein Jahr vor seinem Tod, aus der katholischen Kirche austrat.

Weiterführende Literatur

Brunner, Andreas (2015): Rund um den Naschmarkt. Das schwule Biotop Wiens, in: Lambda Nachrichten (Jg. 37), Nr. 4, S. 32.