Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Hinrike Friedrichs, Wirtschafterin, Köchin

geb. 8.5.1872 (Brake, Oldenburg) gest. 16.4.1938 (Berlin)

Zur Biografie

Hinrike (auch Hendricke und Henny) Friedrichs wurde am 8. Mai 1872 in Brake im Oldenburger Land geboren. Sie blieb zeit ihres Lebens unverheiratet und war nach eigenen Angaben 26 Jahre als Wirtschafterin und Köchin für Magnus Hirschfeld tätig. Demnach muss sie schon um 1906 begonnen haben, für Hirschfeld zu arbeiten. Ab 1927 wohnte sie nachweislich im Institut für Sexualwissenschaft, wo sie als Köchin arbeitete. Hirschfeld schätzte ihre Dienste sehr, und es heißt, sie war dem Sanitätsrat treu ergeben. Sie kochte seinen Kaffee so, wie er ihn sich wünschte, nämlich auf dem Kohlenherd, obwohl im Haus ein moderner Gasherd vorhanden war, sie ergänzte das Wirtschaftsgeld aus eigener Tasche, und wenn mehr Patienten unterzubringen waren, als es freie Räume im Institut gab, räumte sie sogar ihr Zimmer und schlief in der Küche.

Als sich Hinrike Friedrichs im Sommer 1928 ein Bein brach und in der Folge ihre Arbeit nicht mehr wie gewohnt verrichten konnte, übernahm vorübergehend Anni Kaschke aus Kolberg (Kołobrzeg) ihre Vertretung. Später kam dann die knapp 19jährige Adelheid Rennhack (später verheiratete Schulz) ins Institut. Als Hinrike Friedrichs in die Küche zurückkehrte, wurde Anni Kaschke entlassen, Adelheid Rennhack blieb.

Dass Hinrike Friedrichs über so lange Jahre für ihn gearbeitet hatte, veranlasste Magnus Hirschfeld 1929 dazu, sie in seinen testamentarischen Verfügungen zu berücksichtigen. Er vermachte ihr für die Zeit, die sie nicht mehr im Institut für Sexualwissenschaft arbeiten würde, eine monatliche Pension von 60 Mark. Von den Nazi-Behörden wurde Hinrike Friedrichs nach 1933 aber die kleine Rente aus dem Vermögen Hirschfelds verweigert.

Nach der Plünderung des Instituts wohnte Hinrike Friedrichs zunächst in der Burggrafenstraße 14 in Tiergarten-Süd, am 1. April 1936 zog sie nach Charlottenburg und bezog eine kleine Wohnung in der Nürnberger Straße 61. Hinrike Friedrichs verstarb am 16. April 1938 in den Wittenauer Heilstätten. Sie war 65 Jahre alt geworden.

Weiterführende Literatur

Dose, Ralf (2021): Haus-, medizinisches und Verwaltungspersonal des Instituts für Sexualwissenschaft. In: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, Nr. 67, S. 9-32, hier S. 15-17.