Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Adelheid Schulz, Hauswirtschafterin

geb. 23.4.1909 (Stolp, heute Słupsk, Polen) gest. 16.10.2008 (Berlin)

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Adelheid Schulz um 1930. Unbekannter Fotograf.
Adelheid Schulz geb. Rennhack war am Institut für Sexualwissenschaft vom Sommer 1928 bis zu dessen Schließung im Frühjahr 1933 für die Hauswirtschaft zuständig. Sie wurde am 23. April 1909 in Stolp in Pommern (heute Słupsk) geboren, hatte nach der Schule zunächst das Schneiderinnenhandwerk gelernt und war ab 1924 „in Stellung“. 1927 kam sie nach Berlin und fand anfangs in Spandau Arbeit im Haushalt und später als Handschuhnäherin.

Ins Institut für Sexualwissenschaft kam Adelheid Rennhack durch eine Berliner Stellenvermittlerin. Als Hauswirtschafterin oblag „Delchen“, wie sie allgemein genannt wurde, unter anderem die Pflege der Empfangs- und Gesellschaftsräume, sie versorgte die im Obergeschoß der Villa untergebrachten Gäste und Patient_innen des Hauses, servierte bei Tisch, verwaltete die Wäsche und das Geschirr und erledigte die nötigen Einkäufe, gelegentlich saß sie auch am Empfang. Durch ihre Tätigkeit war Adelheid Rennhack für viele Patienten im Hause die erste Ansprechpartnerin, für manche wurde sie eine gute Freundin.

Wie die meisten anderen Angestellten wohnte Adelheid Rennhack im Hause. Sie musste allerdings im Laufe der Jahre innerhalb des Instituts fünfmal umziehen. Ganz zuletzt wohnte sie im früheren Labor des Dermatologen Bernhard Schapiro (1885–1966) im zweiten Stock mit Blick auf den Hof – das Zimmer hatte den Vorteil eines Wasser- und Gasanschlusses. Sie erhielt neben Kost und Logis 30 Mark monatlich als Lohn, ihre Arbeitszeit ging von 7 bis 18 Uhr.

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Adelheid Schulz mit einem Modell des Instituts für Sexualwissenschaft. Foto: Manfred Baumgardt, 2002.
Adelheid Rennhack war bei der Plünderung des Instituts im Mai 1933 anwesend und wohnte auch danach noch einige Zeit in ihrem Zimmer im Institut, bevor sie am 23. September 1933 Hans Joachim Schulz heiratete und mit ihm nach Prenzlauer Berg zog, wo das Ehepaar über Jahrzehnte wohnte. Adelheid Schulz wurde Mutter eines Sohnes und einer Tochter. Ihre Enkelin Alexandra Ripa hat im Zuge ihres Examens an der Humboldt-Universität mehrere Interviews mit ihr geführt und unter dem Titel Ein ganzes Leben auch einen Examensfilm gedreht, in dem Adelheid Schulz über ihre Zeit im Institut berichtet.

Bekannt ist des Weiteren, dass Adelheid Schulz wohl in den 1950er Jahren in Ost-Berlin mindestens einmal die Malerin Toni Ebel besucht hat, die sie um 1930 als Patientin und zeitweilige Mitarbeiterin am Institut für Sexualwissenschaft kennengelernt hatte.

Adelheid Schulz starb fast hundertjährig am 16. Oktober 2008 in Berlin. Sie wurde auf dem Friedhof St. Georgen III in Berlin-Weißensee beigesetzt.

Weiterführende Literatur

Baumgardt, Manfred (2003): Kaffeerunde mit Adelheid Schulz. In: Schwule Geschichte (Nr. 7), S. 4-16.

Dose, Ralf (2021): Haus-, medizinisches und Verwaltungspersonal des Instituts für Sexualwissenschaft. In: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, Heft 67, S. 9-32.

Ripa, Alexandra (2004): Hirschfeld privat. Seine Haushälterin erinnert sich. In: Elke-Vera Kotowski und Julius H. Schoeps (Hrsg.): Magnus Hirschfeld. Ein Leben im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft (Sifria. Wissenschaftliche Bibliothek, 8). Berlin: be.bra wissenschaft, S. 65-70.

Film

Ripa, Alexandra (2002): Ein ganzes Leben. Adelheid Schulz (Abschlussfilm).