Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

H. Sassen, = Hans Holbein, Dr. jur.

geb. 31.1.1864 (Apolda) gest. 14.9.1929 (Weimar)

Zur Biografie

Hans Holbein wurde 1864 als drittes Kind des im thüringischen Apolda ansässigen Rechtsanwalts Robert Holbein und dessen Frau geboren. Seine insgesamt fünf Geschwister starben als Kleinkinder. Nach dem Schulbesuch in Apolda, Dresden und Jena besuchte er die dortige Universität und wurde 1887 zum Dr. jur. promoviert. Nach dem Referendariat erhielt er 1890 die Zulassung als Rechtsanwalt beim Landgericht in Weimar. Als Anwalt praktizierte Hans Holbein insgesamt bis 1926.

1895 ging Hans Holbein eine Ehe mit Magdalene Klipper ein, die allerdings bereits 1902 wieder geschienen wurde. Hans Holbein starb 1929 nach einem langen Krebsleiden in Weimar. Auf seinem Grabstein wurde die von ihm gewünschte Inschrift angebracht: „Hier ruht in Gott Dr. Hans Holbein, Anwalt des Rechts, Kämpfer für Freiheit des 3. Geschlechts“ – die Grabinschrift wurde indes nach 1933 „ausgemeißelt”. Es hieß nunmehr, „sittlich ernst Denkende” müssten an einer solchen Inschrift Anstoß nehmen.

Hans Holbein setzte sich zeit seines Lebens für die Abschaffung des § 175 RStGB ein, der männliche Homosexualität mit Strafe belegte. Mit dem Wissenschaftlich-humanitären Komitee (WhK) und Magnus Hirschfeld muss er schon früh in Kontakt getreten sein. Spätestens ab 1907 wurde er als Obmann des WhK geführt, immer aber unter dem Pseudonym „H. Sassen“.

1919 stiftete Hans Holbein der Universität Jena 20.000 Mark, um einen Lehrstuhl zur Erforschung der Homosexualität einzurichten. In seinem Testament setzte er überdies die Universität Jena als Alleinerbin ein und vergrößerte die von ihm begründete „Holbein-Stiftung“ um 100.000 Mark. Obwohl sie die erste Stiftung angenommen hatte, schlug die Universität das Erbe nach Holbeins Tod im Jahr 1929 aus, weil, so die Begründung, die Universität ansonsten zu einem „Sammelpunkt unerwünschter Elemente” würde. Holbeins Vermächtnis wurde nie verwirklicht.

Weiterführende Literatur

Dose, Ralf (2016): Ein unwillkommenes Geschenk – Dr. Hans Holbein und die Holbein-Stiftung, in: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Nr. 55/56, S. 11-30.

Zinn, Alexander (o.J.): Dr. Hans Holbein, Anwalt des Rechts, Kämpfer für Freiheit des dritten Geschlechts [PDF online].

Zum Gedenken an Hans Holbein und die von ihm initiierte Holbein-Stiftung.