Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Hedwig Heyl, Unternehmerin, Frauenrechtlerin

geb. 5.5.1850 (Bremen) gest. 23.1.1934 (Berlin)

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Foto: Aus der Sammlung Rob Maass.
Ob Magnus Hirschfeld Hedwig Heyl persönlich kannte und wenn ja, in welcher Beziehung er zu ihr stand, ist unbekannt. Indes findet sich in unserer Sammlung ein Foto, das Hirschfeld zusammen mit einer älteren Frau zeigt. Bei ihr könnte es sich um Hedwig Heyl handeln. Weder der Fotograf, noch der Ort, der Zeitpunkt oder der Anlass der Aufnahme sind bekannt. Wenn wir Hedwig Heyl und das Foto hier dennoch vorstellen, dann in der Absicht, eine mögliche Beziehung zwischen Hirschfeld und Heyl ins Gespräch zu bringen und mit Hilfe von Besuchern und Besucherinnen unserer Webseite die Identität der abgebildeten Frau zu klären.

Hedwig Heyl wurde am 3. Mai 1850 in Bremen geboren. Ihr Geburtsname war Crüsemann. Sie besuchte das Mädchen-Erziehungsheim „Neu Watzum“ in Wolfenbüttel, heiratete im Alter von 18 Jahren den Fabrikanten Georg Heyl (1840–1889) und zog 1869 mit ihm nach Berlin. Hedwig Heyl wurde Mutter von fünf Kindern.

Zusammen mit ihrer früheren Lehrerin Henriette Schrader-Breymann (1827–1899) gründete Hedwig Heyl den „Berliner Verein für Volkserziehung“ und das „Pestalozzi-Fröbel-Haus“ in Schöneberg, in dem 1884 eine Koch- und Haushaltschule für Mädchen entstand. Wenige Jahre später wurden hier auch eine Seminar für Kindergärtnerinnen, eine Krabbelstube, ein Kindergarten und ein Hort eingerichtet.

Nach dem Tod ihres Mannes 1889 übernahm Hedwig Heyl die Leitung der Heyl’schen Farbenfabriken in Charlottenburg, vernachlässigte ihre soziale Arbeit zugunsten von benachteiligten Frauen und Kindern aber nicht. Zusammen mit Gleichgesinnten engagierte sie sich in mehr als zwanzig Einrichtungen der Wohlfahrts- und Bildungsvereine für Frauen.

1904 organisierte Hedwig Heyl den Internationalen Frauenkongress in Berlin, der mit Unterstützung der deutschen Kaiserin Viktoria abgehalten wurde und an dem Vertreterinnen aus 25 Ländern teilnahmen, vor allem aus dem bürgerlichen Spektrum. Ein Jahr später gründete sie zusammen mit Ellen von Siemens-Helmholtz (1864–1941) den „Deutschen Lyceum Club“, der Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen bei Ausstellungen und Veröffentlichungen unterstützen sollte. 1915 gehörte Hedwig Heyl zu den Gründungsmitgliedern des „Deutschen Hausfrauen-Bundes“, und 1920 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der Universität Berlin verliehen.

Problematisch ist Heyls Engagement im Rahmen des „Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft“, dessen Vorsitzende sie über mehrere Jahre war. Hier vertrat sie klar rassistische Positionen, indem sie sich etwa gegen sogenannte Mischehen zwischen Deutschen und Einheimischen in den deutschen Kolonien in Afrika aussprach. Heyl befürchtete eine „Verkafferung“ der „Kolonialeliten“ und sah es als eine ihrer zentralsten Aufgaben an, „geeignetes Mädchenmaterial“ in Deutschland zu finden, um es den Kolonisten zum Zweck der Eheschließung anzubieten. Ziel war die „Erhaltung des Deutschtums“ in Südwestafrika.

1933 zeigte sich Hedwig Heyl begeistert von Adolf Hitler. Nach ihrem Tod wurden in Deutschland mehrere Straßen nach Hedwig Heyl benannt. Dies wurde jedoch aufgrund ihres Engagements für den Kolonialismus zum Teil später wieder rückgängig gemacht. So wurde die Hedwig-Heyl-Straße in Oldenburg 2015 in Hilde-Domin-Straße umbenannt.

Schriften (Auswahl)

Heyl, Hedwig (1925): Aus meinem Leben. Weibliches Schaffen und Wirken. Berlin. C. A. Schwetschke & Sohn.

Klotz, Leopold. Hrsg. (1936): Ströme der Liebe. Ein Briefwechsel [zwischen Hedwig Heyl und Eugen Vinnai]. Gotha/Leipzig: Klotz.

Weiterführende Literatur und Quellen

Kachulle, Doris (1992): „Verschicke nur geeignetes Mädchenmaterial“. Die Bremerin Hedwig Heyl arbeitete im Deutsch-Kolonialen Frauenbund für die „Deutschwerdung“ Südwestafrikas, in: Die Tageszeitung. 21.3.1992, S. 35

Laudowicz, Edith (o.J.): Hedwig Henriette Heyl geb. Crüsemann, Eintrag auf Bremer Frauengeschichte.

Schicke, Sabine (2015): Stundenlange Debatte um Oldenburger Straßennamen, in: Nordwest-Zeitung, 1.7.2015 (online hier).

Schroeder, Hiltrud (o.J.): Hedwig Heyl, Eintrag auf FemBio Frauen.Biographieforschung.