Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Walter Gude, Dr. med., Arzt

geb. 2.2.1872 (Ferndorf, Westfalen) gest. nach 1935 (Ort nicht belegt)

Zur Biografie

[Heinrich Wilhelm] Walter Gude wurde 1872 als Sohn des Hüttendirektors Albert Gude (1840–1875) und dessen Ehefrau Johanna geb. Nottebohm (1846–1915) im westfälischen Ferndorf, heute ein Stadtteil von Kreuztal, geboren. Die Eltern waren evangelisch. Walter Gude hatte drei Geschwister, die zwischen 1869 und 1875 geboren wurden. Den ersten Schulunterricht erhielt er nach dem frühen Tod des Vaters in der Elementarschule in Haßlinghausen bei Wuppertal. Nachdem seine Mutter in zweiter Ehe den Geheimen Bergrat Emil Krabler (1839–1909) geheiratet hatte, besuchte er das Gymnasium zunächst in Essen, dann in Burgsteinfurt. Hier erlangte er das Reifezeugnis 1894.

Walter Gude studierte Medizin in Greifswald, Leipzig und München und legte im Sommer 1898 das Tentamen medicum und dann das Examen rigorosum ab. Seine Dissertation unter dem Titel „Über ein retroperitoneales Teratom“ verteidigte er am 30. September 1898 an der Kgl. Universität Greifswald. Die Druckfassung widmete er seinem „lieben Onkel, Herrn Sanitätsrat Dr. Pielsticker in Verehrung“. Theodor Pielsticker (1842–1900) machte sich zu seinen Lebzeiten in seiner Heimatgemeinde Altenessen insbesondere durch seine wohltätige Arbeit für Arme und Bedrängte verdient. Sein Grab ist heute ein Ehrengrab der Stadt Essen.

Über den beruflichen Werdegang und die privaten Lebensumstände Walter Gudes liegen nur wenige Angaben vor. Im Spätherbst 1906 bezog Gude eine Wohnung in der Knappenberger Straße 45 in Dortmund, um als stellvertretender Oberarzt des Knappschaftsvereins in Bochum zu fungieren. Im Reichs-Medizinalkalender von 1912 ist er in Isselburg (Kr. Rees) im Regierungsbezirk Düsseldorf verzeichnet, ab 1914 in Berlin. Hier wohnte er zunächst in der Prinz-Albert-Straße 24 in Berlin-Lichtenberg und ab etwa 1926 in der Kietzer Straße 4 in Berlin-Köpenick. Das Berliner Adressbuch kennt ihn noch 1935 in der Schloßstraße 13 in Köpenick. Danach ist er nicht mehr verzeichnet.

Im Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen wurde Walter Gude zwischen 1913 und 1921 regelmäßig genannt. Als Obmann des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) wurde er 1914 und 1920 geführt.

Schriften (Auswahl)

Gude, Walter (1898): Über ein retroperitoneales Teratom. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde in der Medicin, Chirurgie und Geburtshülfe. Greifswald: F. W. Kunike.