Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Pontus Wikner Psychologische Selbstbekenntnisse

Übersetzt und herausgegeben von Raimund Wolfert

128 Seiten
Hamburg: Männerschwarm 2012
(Bibliothek rosa Winkel Bd. 62)
ISBN: 978-3-86300-062-2
14,00 € (D)

„Poetisches Hochgefühl, ästhetische Verzückung”

Pontus Wikner (1837–1888) war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Philosophen Schwedens. Zwei seiner Bücher erschienen auch auf Deutsch. Wikners Psychologische Selbstbekenntnisse sind die „früheste Schilderung und Rechtfertigung einer homosexuellen Identität im nordeuropäischen Raum” (Wilhelm von Rosen). 1879 abgefasst und durch mehrere Zusätze bis zu Wikners Tod 1888 ergänzt, durfte der Text erst nach dem Tode aller Nachkommen veröffentlicht werden. Die 1971 erschienene Ausgabe wurde bald ins Dänische, Norwegische und Finnische übersetzt und gehört in Nordeuropa längst zum sogenannten „Homo-Kanon”. Mit der vorliegenden Übersetzung wird der Text nun auch für die kontinentaleuropäische Diskussion um die Herausbildung einer homosexuellen Identität im 19. Jahrhundert zugänglich.

Wikners „Selbstbekenntnisse” entstanden zeitlich parallel zu Karl Heinrich Ulrichs’ Forschungen über das Räthsel der mannmännlichen Liebe, von denen der Autor, obwohl er die deutsche Sprache beherrschte, offenbar nichts wusste. Sie sind Glaubensbekenntnis und Selbstrechtfertigung in einem und bilden eine Art inneren Monolog in der Tradition der katholischen Beichte, der Confessiones des heiligen Augustinus und der Bekenntnisse des calvinistischen Aufklärers Jean-Jacques Rousseau.

Raimund Wolfert hat seiner Übersetzung eine ausführliche biografische Studie beigegeben. In ihr ist auch von den innigen Freundschaften Wikners mit Schülern und Studenten die Rede, die durch seine Briefe und Tagebücher belegt sind, in den „Selbstbekenntnissen” aber nur abstrahiert zur Sprache kommen.