Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

„Das Geschlecht steckt nicht im Körper, sondern in der Seele."

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Wo immer es um sexuelle Diversität geht, wird schnell polemisch debattiert. Erfunden hat den Begriff des „dritten Geschlechts” Magnus Hirschfeld vor über hundert Jahren. Hirschfeld war auch der Erfinder der Zwischenstufentheorie. Sie will nichts anderes sagen, als dass jeder Mensch sowohl sogenannte männliche und sogenannte weibliche Eigenschaften in sich vereint und insofern jeder Mensch eine Zwischenstufe ist.

Matthias Schirmer im Gespräch mit Rainer Herrn auf rbb24 Inforadio

Rainer Herrn ist langjähriger Mitarbeiter des Instituts für die Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin an der Charité Berlin und Vorstandsmitglied der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Er hebt in dem Gespräch mit Matthias Schirmer hervor, dass sich die Männlichkeit in der Zeit um die Jahrhundertwende, als Hirschfeld Sexualwissenschaftler wurde, in einer tiefen Krise befand – unter anderem weil Frauen im 19. Jahrhundert angefangen hatten, ihre politischen Rechte einzufordern: „Und das haben die Männer als große Bedrohung wahrgenommen.”

Magnus Hirschfeld hat um 1907 unter anderem betont: „Das Geschlecht eines Menschen steckt nicht in seinem Körper, sondern in seiner Seele. Und darüber kann der Arzt nicht befinden, sondern nur das Subjekt selbst.” Hirschfeld habe zu der Zeit, so Herrn, bereits die sexuelle Vielfalt sowie die sexuelle Selbstbestimmung der Frau mitgedacht. Außerdem hat er festgehalten, dass Sexualität viel mehr als Fortpflanzung sei.

Matthias Schirmer spricht in diesem Podcast aus Anlass des Internationalen Frauentages mit Rainer Herrn darüber, woher die aggressive Energie in den heutigen Debatten um Diversität kommt, wie hart vor hundert Jahren gestritten wurde und was wir vom Erfinder des „dritten Geschlechts” Magnus Hirschfeld heute lernen können.