Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Horst Winckelmann, Fabrikbesitzer

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Horst Winckelmanns Exlibris. Quelle: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, Berlin.
Über die Lebensumstände von Horst Winckelmann bzw. Horst Kretschmann-Winckelmann, wie er sich auch nannte, liegen heute nur wenige gesicherte Erkenntnisse vor. So sind nicht einmal seine Lebensdaten belegt. Unbekannt ist auch, welcher Art die Fabrik war, die er besaß, und ob Horst Kretschmann-Winckelmann mit der Berliner Malerin Frieda Kretschmann-Winckelmann (1870–1939) verwandt war. Möglicherweise waren die beiden verheiratet. Vielleicht war Frieda Kretschmann-Winckelmann aber auch eine Schwester von Horst Kretschmann-Winckelmann, denn um 1912 wird sie in wenigstens einer Quelle als „Fräulein“ bezeichnet.

Im Mai 1914 suchte Frieda Kretschmann-Winckelmann per Zeitungsanzeige in Wien einen „ruhigen Aufenthaltsort“ für einen älteren „alleinstehenden Herrn“, und wenige Wochen später hielt sich Horst Kretschmann-Winckelmann laut einer veröffentlichten „Fremdenliste“ in der österreichischen Hauptstadt auf.

Horst Kretschmann-Winckelmann wohnte offenbar in Berlin. 1921 benutzte er die postalische Anschrift „Kurfürstendamm 126“, doch ist er unter dieser Anschrift nicht im Berliner Adressbuch verzeichnet. Unter dem Namen „Horst Winckelmann” wurde er 1922 zum Obmann des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) ernannt, und 1931 wurde er als „Horst Kretschmann-Winckelmann” zum Beisitzer in den Vorstand des WhK gewählt. Am 4. September 1928 empfing der Reichsminister der Justiz, Dr. Erich-Weser (1875–1944), Magnus Hirschfeld und Horst Kretschmann-Winckelmann „zu einer ausführlichen Aussprache“ zur geplanten Strafrechtsreform. Von Seiten des WhK hieß es wenig später, das Ergebnis der Aussprache sei als „befriedigend“ anzusehen.

Um 1929 scheint Horst Kretschmann-Winckelmann in finanzielle Schwierigkeiten geraten zu sein, denn am 26. September 1929 wurde seine Bibliothek, zusammen mit Büchern aus anderem Besitz, im Berliner Auktionshaus und Antiquariat Max Perl, Unter den Linden 19, versteigert. „Die reichhaltigen Bestände umfassen die verschiedensten Gebiete: Manuskripte, alte Drucke und Inkunabeln, deutsche und ausländische Literatur, Miniaturen, Silhouetten, Luxus- und Pressendrucke, illustrierte Bücher [und] Mappenwerke“, hieß es etwa in der Kölnischen Zeitung.

Quellen und weiterführende Literatur

Kant-Studien. Philosophische Zeitschrift 1921 (Bd. 26), S. 283.

Kommende Versteigerungen, in: Kölnische Zeitung 24.9.1929 (Abendausgabe, Nr. 524b), S. 2.

Pfäfflin, Friedemann. Hrsg. (1985): Mitteilungen des Wissenschaftlich-Humanitären Komitees 1926–1933 (Arcana bibliographica, 4). Faksimile-Nachdruck. Mit einer Einleitung. Hamburg: C. Bell, S. 133.