Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Gertrud Topf, Polizeigehilfin

geb. 1880/81 (Pillkallen, heute Dobrowolsk, Russland) gest. 7.10.1918 (Berlin)

Zur Biografie

Die Polizeibeamtin Gertrud Topf wurde neben der Schriftstellerin Toni Schwabe 1910 als eine der ersten beiden Frauen in das Obmännerkollegium des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) gewählt – auf „vielseitig, auch aus Frauenkreisen geäußerten Wunsche”, wie es in den Unterlagen der Organisation hieß. Das ungefähre Geburtsjahr Gertrud Topfs lässt sich bislang nur aus ihrer Sterbeurkunde ableiten. Im Übrigen ist über ihren Lebensweg – abgesehen davon, dass sie bei der Berliner Polizei tätig war – nur wenig bekannt.

Ende Januar 1905 unterzeichnete Gertrud Topf neben etlichen anderen, unter ihnen der Maler Hermann Struck, die Schriftsteller Hans Ostwald und Hermann Sudermann sowie der Direktor des Berliner Lessingtheaters Otto Brahm, einen Aufruf zur Rettung des russischen Schriftstellers Maxim Gorki (1868–1936), der seit seiner Kritik am harten Vorgehen der russischen Behörden gegenüber unbewaffneten Zivilisten am „Petersburger Blutsonntag” in Russland in Festungshaft einsaß.

Vermutlich war Gertrud Topf lesbisch. Als der Publizist und langjährige Mitarbeiter Hirschfelds im WhK Kurt Hiller Ende der 1940er Jahre die lesbische Journalistin Eva Siewert (1907–1994) kennenlernte und diese ihn brieflich nach Frauen aus dem Umfeld Hirschfelds fragte, nannte Hiller ihr gegenüber den Namen Topfs und den von Margarete Dost. Eva Siewert antwortete: „Die Damen Dost und Topf dürften schwer wiederzufinden sein. Schade, schade. Ich kannte sie nicht.“

Quellen

Aufruf „Rettet Gorki!”, in: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, 30.1.1905, S. 1.

Boxhammer, Ingeborg und Christiane Leidinger (2020): Ereignisse im Kaiserreich rund um Homosexualität und „Neue Damengemeinschaft“ (hier: ND). LGBTI-Selbstorganisierung und Selbstverständnis, S. 8. Online hier.

Herzer, Manfred (2017): Magnus Hirschfeld und seine Zeit. Berlin: De Gruyter Oldenbourg, S. 102.