Sophus Thalbitzer, Dr. med., Arzt und Psychiater
Zur Biografie
Sophus Thalbitzer war Oberarzt am St. Hans-Hospital in Roskilde bei Kopenhagen. Durch zwei Artikel, die er 1924 und 1925 in juristischen Fachzeitschriften seines Heimatlandes veröffentlichen konnte, nahm er großen Einfluss auf die dänische Strafgesetzgebung zur Homosexualität.Thalbitzer stützte sich vorbehaltlos auf Magnus Hirschfelds Monographie Die Homosexualität des Mannes und des Weibes von 1914 als „allgemein anerkanntem Standardwerk zum Thema”, argumentierte ganz im Sinne Hirschfelds im Namen der Wissenschaft und konnte erreichen, dass 1930 das gesetzliche Jugendschutzalter bei gleichgeschlechtlichem Verkehr in Dänemark nicht auf 21, sondern auf 18 Jahre festgelegt wurde und dass Prostitution für denjenigen, der einen Prostituierten bezahlte, keine Straftat war.
Sophus Thalbitzer, der behauptete, seine ablehnende Haltung gegen die zunächst geplanten schärferen Strafgesetze werde von „allen dänischen Psychiatern” geteilt, war zuvor nicht durch Artikel zur Homosexualität oder allgemeiner zur Sexualwissenschaft hervorgetreten. Thalbitzer war nicht verheiratet, doch es gibt bislang keine Hinweise darauf, dass er homosexuell war. Als Arzt und Psychiater hatte er sich auf manisch-depressive Psychosen spezialisiert. Er wurde 1922 zum Obmann des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) gewählt.
Schriften (Auswahl)
Thalbitzer, Sophus (1920): Stimmungen, Gefühle und Gemütsbewegungen. Psychobiologische Beobachtungen und Analysen. Unter Mitarbeit von Harald Höffding (Verfasser des Vorworts). Berlin, Kopenhagen, Kristiania, Stockholm: Neuer Nordischer Verlag.
Thalbitzer, Sophus (1924): Forarbejder til den nye danske Straffelov. En overflødig Paragraf, in: Nordisk Tidskrift for Strafferet (Jg. 12), Nr. 3, S. 320-327.
Thalbitzer, Sophus (1925): Straffelovsforslaget og de Homosexuelle, in: Ugeskrift for Retsvæsen, S. 1905-1909.
Weiterführende Literatur
Rosen, Wilhelm von (2001): Thalbitzer, Sophus (1871–1941), in: Aldrich, Robert und Garry Wotherspoon (Hrsg.): Who Is Who in Gay and Lesbian History. From Antiquity to World War II. London und New York: Routledge, S. 438.
Rosen, Wilhelm von (2007): Denmark 1866–1976. From Sodomy to Modernity, in: Rydström, Jens und Kati Mustola (Hrsg.): Criminally Queer. Homosexuality and Criminal Law in Scandinavia 1842–1999. Amsterdam: Aksant Academic Publishers, S. 61-90, hier S. 68-71 (online hier).