Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Alma Sundquist, Ärztin, Sexualreformerin

geb. 23.3.1872 (Torp, Schweden) gest. 7.1.1940 (Stockholm, Schweden)

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Alma Sundquist, o.J. Quelle: KvinnSam Bilddatabas (Göteborg).
Alma Sundquist wurde am 23. März 1872 als jüngste Tochter des Postmeisters Johan Erik Sundquist und dessen Frau Katharina Kristina Holmer geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Mutter mit ihren zwei Töchtern zunächst nach Sundsvall, 1888 von dort nach Stockholm. Alma Sundquist schloss im Mai 1891 ihre Schulausbildung ab und schrieb sich im Herbst desselben Jahres an der Universität in Uppsala ein, um Medizin zu studieren. Sie schloss ihr Studium im Herbst 1900 mit der Berechtigung ab, als Ärztin praktizieren zu dürfen.

Von 1901 bis 1939 betrieb Alma Sundquist eine private Praxis in Stockholm, war aber auch als Schulärztin und als Untersuchungsärztin von minderjährigen Industriearbeitern tätig und arbeitete von 1903 bis 1918 an einer Stockholmer Poliklinik. Sie blieb zeit ihres Lebens unverheiratet und spezialisierte sich im Zuge ihrer Berufstätigkeit auf den Gebieten Gynäkologie, Venerologie und Dermatologie.

Alma Sundquist war eine der engagiertesten Ärztinnen Schwedens ihrer Generation und hielt zahlreiche Vorträge zum Thema Sexualaufklärung. 1911 gehörte sie zu den Gründerinnen der schwedischen Vereinigung für Mutterschutz und Sexualreform. Sie setzte sich für die Stärkung der Berufsrechte von Ärztinnen ein, und 1919 nahm sie als schwedische Repräsentantin an dem New Yorker Konferenz teil, auf der die Internationale Vereinigung von Ärztinnen („Medical Women’s International Association“) gegründet wurde. Von 1934 bis 1937 war sie Sprecherin dieser Vereinigung.

Im Auftrag des Völkerbundes erarbeitete Alma Sundquist zusammen mit dem amerikanischen Juristen Bascomb Johnson und dem polnischen Diplomaten Karol Pinder von 1930 bis 1932 einen Bericht über den Sklavenhandel mit Frauen und Kindern im Orient und in Asien. Im Anschluss wurde sie in eine Reisekommission berufen, um die Erkenntnisse zu vertiefen. Alma Sundquist reiste von Japan aus über China, Indonesien, Indien und Persien nach Palästina, sprach hier mit verschiedenen Regierungsbeamten und sammelte weitere Informationen.

Auf ihrer Asienreise begegnete Alma Sundquist auch Magnus Hirschfeld. Hirschfeld hatte in Singapur aus der Zeitung erfahren, dass sich Sundquist zeitgleich mit ihm in der Stadt aufhielt, um einen ihrer „verdienstvollen Kampfvorträge gegen Prostitution und Mädchenhandel“ zu halten, wie Hirschfeld in seinem Bericht über seine Weltreise schrieb. Hirschfeld hielt fest: „Der Eindruck, den ich von ihr bei meinem Besuch in ihrem Hotel erhielt, war der einer sehr distinguierten, gütigen Dame, die erfüllt ist von ihrer hohen moralischen Mission.“ Welchen Eindruck Alma Sundquist von Magnus Hirschfeld gewann, ist nicht belegt.

Weiterführende Literatur

Hirschfeld, Magnus (1933): Die Weltreise eines Sexualforschers. Brugg: Bözberg-Verlag, S. 194-195.

Nilsson, Ulrika (2018): Alma M K Sundquist, in: Svenskt biografiskt lexikon.