Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Hildegard Stolle, Konzertsängerin, Pianistin

geb. um 1875 (Meerane, Sachsen) gest. nach 1930 (Ort nicht belegt)

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Die Sängerin Hildegard Stolle, o.J. Foto, Sammlung Wolfert.
Über die Konzertsängerin, Pianistin und Gesangslehrerin „Frl.” Hildegard Stolle liegen heute nur wenige Angaben vor. Als das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK) 1915 ein „patriotisches Weihnachtskonzert“ statt der bis dahin üblichen WhK-Weihnachtsfeiern ausrichtete, gehörte sie neben der Schauspielerin „Frl.” Friedel Stolle und dem Opernsänger und späteren Stummfilmregisseur Alfred Tostary (eig. Alfred Pick, 1872–1942) zu den eingeladenen Gästen, die zusammen mit dem WhK-Mitglied Richard Meienreis das künstlerische Programm aus Gesang und Rezitation gestalteten. Möglicherweise war Friedel Stolle eine Schwester von ihr.

Hildegard Stolle stammte gebürtig aus dem sächsischen Meerane. Sie studierte in den 1890er Jahren bei dem Gesangspädagogen August Iffert (1859–1930) am Dresdner Konservatorium und ließ sich hier auch bei Emma Jungnickel zur Konzertpianistin ausbilden. Um 1902 gehörte sie dem Opernhaus in Heilbronn an, und am 5. Dezember 1903 bestritt sie einen Liederabend im Dresdner Trianon, an dem sie unter anderem Lieder von Beethoven, Brahms, Schumann und Richard Strauß aufführte.

1910 wurde Hildegard Stolle für das Koloraturfach an das Marionettentheater Münchener Künstler engagiert, und 1918 wechselte sie von Berlin aus als Hauptlehrerin für Gesang und Deklamation an das Konservatorium in Bielefeld. Zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt unterrichtete sie auch Sologesang, Deklamation und Klavier am Konservatorium in Bromberg (heute Bydgoszcz, Polen). 1920 trat sie in Solingen und 1930 in Hagen auf. Als Hildegard Stolle vor dem WhK sang, dürfte sie etwa 40 Jahre alt gewesen sein. Da war sie nach wie vor unverheiratet.

Noch weniger ist heute über die Schauspielerin Friedel Stolle bekannt. Sie war 1915 als „Zweite Liebhaberin“ am Stadttheater in Aschaffenburg engagiert und wohnte spätestens ab 1927 in Krefeld. Hier trat sie bis 1939 über zwölf Jahre am Stadttheater auf, wurde dann aber aus unbekannten Gründen aus dem Ensemble verabschiedet. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sie sich in der SPD. Friedel Stolle spielte 1947 erneut am Krefelder Stadttheater, bevor sie an die Landesbühnen Sachsen unter dem Intendanten Herbert Krauss wechselte. Offenbar blieb auch sie unverheiratet.

Weiterführende Literatur und Quellen

Anonym (1910): Theater und Konzerte, in: Salzburger Chronik für Stadt und Land (Nr. 108), 14.5.1910, S. 7.

Bach, Dr. (1939): Scheidenden Künstlern zum Abschied, in: Niederrheinische Volkszeitung, 30.6.1939 (Nr. 175), S. 2.

Derkowska-Kostkowska, Bogna (2013): Instytuty muzyczne i nauczyciele muzyki w Bydgoszczy od drugiej połowy XIX wieku do 1920 roku. In: Świadkowie kultury muzycznej na Pomorzy i Kujawach, hgg. von. Aleksandra Kłaput-Wiśniewska. Bydgoszcz: Wydawnictwo Uczelniane Akademii Muzycznej im. F. Nowowiejskiego.

Herzer, Manfred (2017): Magnus Hirschfeld und seine Zeit. Berlin/Boston: De Gruyter, S. 266.

Schüngeler, Heinz (1930): Hagener Musikleben, in: Kölnische Zeitung, 17.1.1930 (Nr. 13b), S. 2.