Eduard Seidl, Rechtsanwalt und Notar
Zur Biografie


Eduard Seidl studierte bis Ende 1927 in Frankfurt. Zwischenzeitlich, im Sommersemester 1925, besuchte er für einige Monate die Universität im österreichischen Wien. Das Studium schloss er mit dem juristischen Staatsexamen am Oberlandesgericht Frankfurt ab. 1930 stellte er den Antrag auf Zulassung zur Promotion, welche er jedoch nicht bestand. Als Rechtsanwalt praktizierte Seidl ab 1932 in seiner Heimatstadt. Um 1953 war er zusammen mit seinen Kollegen Paul Haag und Erich Cohn-Bendit (1902–1959) Verteidiger des jüdischen Notars und Rechtsanwalts Joseph Klibansky, der wegen gefälschter Abtretungsurkunden in den Skandal um die jüdische Wiedergutmachungsbank Frankfurt verwickelt war.
Nach einer Notiz im Periodical Newsletter verglich Eduard Seidl in dem Vortrag, den er auf dem Kongress des International Committee for Sexual Equality (ICSE) in Frankfurt hielt, die Gesetzgebung in verschiedenen romanischen Ländern, in denen es keine Gesetzesparagrafen gegen homosexuellen Verkehr gebe, mit den „schweren Bedrohungen“, denen sich Homosexuelle in den USA und in Großbritannien ausgesetzt sähen. Die Einmischung des Staates in das Sexualleben des Einzelnen führe zu „grotesken“ Konsequenzen („conséquences ridicules“). Der Vortrag Seidls kam noch im selben Jahr in der Frankfurter „Homophilenzeitschrift“ Die Gefährten zum Abdruck.
Eduard Seidl war auch Vorsitzender des Sängerkreises Frankfurt am Main e.V. Er starb am 12. Oktober 1977 in Offenbach am Main.
Weiterführende Literatur
Anonym (1952): Dieser Kongresz [sic!], in: Periodical Newsletter, [Nr. 8] (Oktober 1952), S. 17 [siehe hier auch S. 23].
Freimüller, Tobias (2020): Frankfurt und die Juden. Neuanfänge und Fremdheitserfahrungen 1945–1990. Göttingen: Wallstein, S. 183.
Seidl, Eduard (1952): Keine Strafe ohne Rechtsgrund, in: Die Gefährten (Jg. 1), Nr. 3, S. 3-7, und Nr. 8, S. 5-8.
Wolfert, Raimund (2019): Emanzipationsbestrebungen in der Tradition Magnus Hirschfelds. Das Beispiel Ernst Ludwig Driess, in: Initiative Queer Nations (Hrsg.): Jahrbuch Sexualitäten, S. 71-96, hier S. 90-91.
Archivalien
Eduard Seidl, Studierendenakte, Universitätsarchiv der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Signatur: UAF Abt. 604 Nr. 7550, und Promotionsakte, ebd., Signatur: UAF Abt. 116 S1 Nr. 26.