Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Toni Schwabe, Schriftstellerin

geb. 31.3.1877 (Bad Blankenburg) gest. 17.10.1951 (Bad Blankenburg)

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Toni Schwabe um 1906. Berlin: Axel Juncker Verlag.
Toni Schwabe besuchte die Höhere Töchterschule in Jena und lernte 1893 ihre spätere Lebensgefährtin Sophie Hoechstetter kennen. Die beiden führten von 1902 bis 1905 eine Lebensgemeinschaft, und in dieser Zeit kamen sie auch in Kontakt mit Magnus Hirschfeld und dem Wissenschaftlich-humanitären Komitee (WhK). Toni Schwabe wurde 1910 neben der Polizeigehilfin Gertrud Topf zu einem der ersten beiden „weiblichen Obmänner” des WhK gewählt – auf „vielseitig, auch aus Frauenkreisen geäußerten Wunsche”, wie es in den Unterlagen hieß.

Toni Schwabe litt immer wieder unter einer angegriffenen Gesundheit. Sie schrieb Romane, Erzählungen und Gedichte, übersetzte vornehmlich aus dem Dänischen und veröffentlichte zahlreiche Beiträge in literarischen Zeitschriften wie Arena, Der Orchideengarten, Simplicissimus und Orplid sowie in Anthologien. 1916 gründete sie den Landhausverlag in Jena, und bis 1921 gab sie die Zeitschrift Das Landhaus heraus.

Nach der Trennung von Sophie Hoechstetter lebte sie in Beziehungen mit Elsa von Bonin und Toska Lettow.

1929 begann sie mit dem Bau eines Hauses in ihrer Heimatstadt Bad Blankenburg. In den 1930er Jahren hegte sie gewisse Sympathien für den Nationalsozialismus, arbeitete zeitweise für den Rundfunk, war aber literarisch kaum noch präsent. Nach den verheerenden Bombenangriffen auf Berlin zog sie 1944 ganz nach Bad Blankenburg, doch verschlechterte sich hier ihr Gesundheitszustand zunehmend. Sie war gegen ihr Lebensende völlig mittellos und wiederholt Anfeindungen seitens der Behörden ihrer Heimatstadt ausgesetzt.

Zu Toni Schwabes literarischem Werk gehören der Roman Die Hochzeit der Esther Franzenius (1903), der 2013 erneut aufgelegt wurde, und ihr erster Goethe-Roman Ulrike (1925), der ihr den größten finanziellen Erfolg bescheren sollte.

Schriften (Auswahl)

Schwabe, Toni (1890): Das Weib als halbwüchsiges Mädchen. In: R. Koßmann und Jul Weiß (Hrsg.): Mann und Weib. Ihre Beziehungen zueinander und zum Kulturleben der Gegenwart. I. Band: Der Mann. Das Weib. Stuttgart, Berlin, Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, S. 321-338.

Schwabe, Toni (1890): Das Weib als Jungfrau. In: R. Koßmann und Jul Weiß (Hrsg.): Mann und Weib. Ihre Beziehungen zueinander und zum Kulturleben der Gegenwart. I. Band: Der Mann. Das Weib. Stuttgart, Berlin, Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, S. 339-360.

Schwabe, Toni (1906): Bleib jung meine Seele. Berlin: Axel Juncker Verlag.

Schwabe, Toni: Die Hochzeit der Esther Franzenius (Literatinnnen um 1900, 6). Mit einem Nachwort herausgegeben von Jenny Bauer. Hamburg: Igel Verlag 2013.

Weiterführende Literatur

Bauer, Jenny (2016): Geschlechterdiskurse um 1900. Literarische Identitätsentwürfe im Kontext deutsch-skandinavischer Raumproduktion. Bielefeld: transcript Verlag.

Bauer, Jenny (2018): How to Write an Author. Biografische Spurensuche zu Toni Schwabe (1877–1951), in: Initiative Queer Nations (Hrsg.): Jahrbuch Sexualitäten, S. 31-56.

Herzer, Manfred (2017): Magnus Hirschfeld und seine Zeit. Berlin: De Gruyter Oldenbourg, S. 102.

Riebe, Tom. Hrsg. (2016): Toni Schwabe (Verspensporn, 25). Jena: Edition Poesie schmeckt gut e.V.

Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen. Hrsg. (2015): Persönlichkeiten in Berlin 1825–2006. Erinnerungen an Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen. Berlin, S. 70-71.