Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Eduard Oberg, Betriebssekretär, später Privatier

geb. 16.9.1858 (Hamm, Westfalen) gest. 1.10.1917 (Berlin)

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1897, als Eduard Oberg zusammen mit Magnus Hirschfeld, Max Spohr und Franz Joseph von Bülow das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK) gründete, zog er von Hamm nach Hannover und arbeitete als Sekretär für die Kgl. Preußische Staats-Eisenbahn. Er hatte sich im Jahr zuvor an den Verleger Spohr in Leipzig gewandt, um in Kontakt mit Hirschfeld zu kommen, der 1896 sein Buch Sappho und Sokrates oder „Wie erklärt sich die Liebe der Männer und Frauen zu Personen des eigenen Geschlechts” unter Verwendung eines Pseudonyms bei Spohr veröffentlicht hatte. Eine erste persönliche Begegnung zwischen Hirschfeld und Oberg fand im Oktober 1896 statt.

Eduard Oberg engagierte sich im WhK mit erheblichen Spendenzahlungen, obwohl er vermutlich nicht sehr vermögend war. 1903 wurde er nach Bromberg, dem heutigen Bydgoszcz (Polen), versetzt, und schon 1910 schied er aus dem aktiven Beamtenverhältnis aus und ließ sich als Privatier in Berlin nieder. In diesem Jahr ließ er sich auch unter seinem Klarnamen in den Vorstand des WhK wählen. Eduard Oberg gehörte in dieser Zeit zum engsten Kreis derjenigen, die über die Belange der Vereinigung informiert waren, die politische Richtung erarbeiteten und Entscheidungen trafen. Ab 1913, als das WhK offiziell 468 Abonnenten hatte, betreute er zudem das der Vereinigung zugehörige „Dezernat für Presse und Gewinnung neuer Mitglieder”.

Magnus Hirschfeld beschrieb Eduard Oberg später als „ein wenig schroff und mürrisch nach außen”, er sei ein „echter Sohn des Westfalenstamms”. Ähnliche Töne schlug Georg Plock (1865–1930), der damalige Sekretär des WhK, an, als er in seiner Trauerrede sagte, Oberg habe oft „eine etwas rauhe Außenseite” gezeigt, „aber wer ihn näher kennenlernte, fand bald unter der rauhen Schale den trefflichen Kern.”

Eduard Oberg schied im Alter von 59 Jahren aus dem Leben. Die Gründe für seinen Selbstmord sind vermutlich in seiner prekären materiellen Lebenssituation während des Ersten Weltkrieges und in einem „schweren Nervenleiden” zu suchen, von dem Oberg bereits um 1906 befallen wurde.

Weiterführende Literatur

Hoffschildt, Rainer (2007): Eduard Oberg, Mitbegründer des „Wissenschaftlich-humanitären Komitees” (1858–1917), in: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Nr. 37/38, S. 93-103.