Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Georg Merzbach, Dr. med., Arzt, Dermatologe

geb. 21.7.1868 (Magdeburg) gest. 16.11.1941 (Berlin)

Zur Biografie

Georg (Gustav Viktor) Merzbach wurde 1868 in Magdeburg in eine jüdische Familie geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Max Merzbach und dessen Frau Therese, geb. Löwenthal. Nach dem Besuch des König-Wilhelms-Gymnasiums in Magdeburg studierte Georg Merzbach ab 1891 Kunst- und Literaturgeschichte in Würzburg, wechselte aber bald zur Medizin über. Ab 1893 führte er sein Studium in Berlin fort, und Anfang 1896 wurde er mit einer Arbeit über Gewerbe-Ekzeme promoviert. Seine Ausbildung zum Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten absolvierte Merzbach unter anderem in Berlin, aber auch in Frankreich, Italien, den USA und in Österreich.

Ob Georg Merzbach homosexuell war, kann nicht entschieden werden. Er war seit dem 4. Mai 1898 mit der Schauspielerin Maria Martha Meta Illing (1867–1909) verheiratet. Wohl nach seiner Eheschließung konvertierte Merzbach zum evangelischen Christentum, der Religion seiner Frau. Nach seiner Approbation ließ er sich in Berlin-Moabit als Facharzt für Haut- und Harnleiden nieder, seine Praxis verlegte er aber schon nach wenigen Jahren in die Chausseestraße 5 (Berlin-Mitte). Merzbach gehörte zu den frühen und engen Mitarbeitern Magnus Hirschfelds im Wissenschaftlich-humanitären Komitee (WhK) und war auch Mitglied im Bund für Mutterschutz Helene Stöckers (1869–1943). Er arbeite 1902 unter anderem an dem von Magnus Hirschfeld und Iwan Bloch (1872–1922) entwickelten Sexualumfragebogen mit, der später unter der Bezeichnung „Psycho-biologischer Fragebogen” bekannt wurde. Im selben Jahr erschien seine Studie Homosexualität und Beruf, die auf ein reges Interesse stieß. Merzbach war 1904 und 1907 Gutachter im Prozess gegen Hirschfeld wegen dessen Umfrage unter Studenten der Technischen Hochschule und im Moltke-Harden-Prozess, und er erstellte eines der Gutachten für die Änderung der Geschlechtsbestimmung von Karl M. Baer (N. O. Body). Als Obmann des WhK wurde Merzbach zwischen 1904 und 1920 regelmäßig genannt.

Ab 1909 arbeitete Merzbach auch als Spezialarzt für medizinische Kosmetik, und in den frühen 1910er Jahren verlegte er seine Arztpraxis nach Berlin-Schöneberg. Er führte sie noch bis 1932 weiter. Georg Merzbach starb nicht wie bisher angenommen am 31. Oktober 1939, sondern am 16. November 1941 in Berlin (vgl. Sterberegister StA Schöneberg v. B., Nr. 3455/1941).

Schriften (Auswahl)

Merzbach, Georg (1905): Das Zeugungsvermögen. Halle a. S.: C. Marhold.

[u.d. Pseudonym:] Back, Georg (1905): Sexuelle Verirrungen des Menschen und der Natur. Großes illustriertes Sammelwerk über die krankhaften Erscheinungen des Geschlechtstriebes beim Menschen, das echte und das Schein-Zwittertum und andere rätselhafte Erscheinungen der Natur auf sexuellem Gebiete. Berlin: Standard Verlag.

Merzbach, Georg (1913): Das Schönheitsbuch. Eine Gabe für Frauen: Berlin: P. Langenscheidt.

Weiterführende Literatur

Hirschfeld, Magnus (1986): Von einst bis jetzt. Geschichte einer homosexuellen Bewegung 1897–1922. Hgg. und mit einem Nachwort versehen von Manfred Herzer und James Steakley (Schriftenreihe der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft 1). Berlin: Verlag rosa Winkel, S. 143f.

Hulverscheidt, Marion (2020): Das ärztliche Attest Magnus Hirschfelds für N. O. Body alias Karl Martha Baer aus dem Jahre 1906. In: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, Nr. 65/66, S. 9-18.

Kühl, Richard (2009): Georg Merzbach (1868–1939), in: Sigusch, Volkmar und Günter Grau (Hrsg.): Personenlexikon der Sexualforschung. Frankfurt/New York: Campus, S. 494-497.