Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Heinz Meininger, kaufmännischer Angestellter

geb. 22.4.1902 (Frankfurt/Main) gest. 16.7.1983 (Frankfurt/Main)

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Heinz Meininger um 1949. Unbekannter Fotograf.
Heinz Meininger wurde am 22. April 1902 als Sohn eines Schlossers und dessen Ehefrau in Frankfurt/Main geboren. Über seinen Lebensweg ist heute vergleichsweise wenig bekannt, was umgekehrt proportional zu seiner Bedeutung als Vereinsaktivist in den 1950er Jahren steht.

Heinz Meininger gründete 1949 zusammen mit dem Neurologen Wolfgang Bredtschneider (1916–1973) den Frankfurter „Verein für humanitäre Lebensgestaltung“ (VhL), der sich bald zum größten „Homophilenverein“ seiner Zeit in Deutschland entwickelte. Meininger selbst wurde Erster Vorsitzender des VhL und arbeitete in ihm unter anderem mit dem Arzt Hans Giese und dem Kaufmann Hermann Weber zusammen, der vor 1933 schon dem Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) Magnus Hirschfelds angehört hatte. Weil er dabei das Bedürfnis homosexueller Männer nach Geselligkeit, Unterhaltung und Selbstentfaltung in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellte, kam Meininger schnell in den Ruf, ein „Amüsierler“ zu sein.

Meininger war daneben die treibende Kraft hinter der Frankfurter „Homophilenzeitschrift“ Die Gefährten, die von 1952 bis 1954 erschien. Um 1952 war es auch Meininger, der die Aktivisten des International Committee for Sexual Equality (ICSE) in Amsterdam davon überzeugen konnte, den zweiten internationalen Kongress des ICSE in Frankfurt auszurichten. Gut zwei Monate später verfasste er zusammen mit Hermann Weber ein Memorandum an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages in Bonn, in dem die zwei im Namen aller Homosexuellen, ihrer Verwandten und Freunde in der Bundesrepublik Deutschland „eine Aufhebung bzw. Änderung der diskriminierenden Strafgesetze gegen gleichgeschlechtliche Betätigung“ forderten.

Ende 1953 schloss sich der VhL unter der Führung Heinz Meiningers kurzzeitig mit der Bremer Internationalen Freundschaftsloge (IFLO) zu einem nationalen Verband für Homosexuelle in West-Deutschland zusammen. Nennenswerte Aktivitäten scheint der Verband aber nicht entfaltet zu haben. Angesichts der übermächtigen Wirksamkeit des § 175 StGB und der Vergeblichkeit, den Paragraphen zu Fall zu bringen, verfielen spätestens 1957 fast alle bundesdeutschen „Homophilengruppen“ in Agonie und lösten sich auf.

Wie lange sich Heinz Meininger noch im VhL betätigt hat, ist unbekannt. Privat wohnte er mit seinem Lebenspartner Lorenz Hasenbach zusammen, der wie er selbst von Beruf Häfner bzw. Ofensetzer war. Die beiden Männer hatten sich schon vor 1937 kennengelernt und lebten über 46 Jahre in einer festen Partnerschaft zusammen. Die letzten Jahre seines Lebens soll Heinz Meininger in einem Frankfurter Altersheim verbracht haben.

Weiterführende Literatur

Meininger, Heinz (1952): Weg und Ziel unserer Arbeit. In: Die Gefährten (Jg. 1), Nr. 1, S. 4-7.

Meininger, Heinz (1953): Zu den Kongressen 1952–53 Frankfurt – Amsterdam. Wissen Sie, was ein Kongress kostet?, in: Die Gefährten (Jg. 2), Nr. 8, S. 20.

Schmidt, Hans (1982): Die Angst verband uns. Frankfurt/Main in den fünfziger Jahren, in: Hohmann, Joachim S. (Hrsg.): Keine Zeit für gute Freunde. Berlin: Foerster, S. 146-153.

Speier, Daniel (2018): Die Frankfurter Homosexuellenprozesse zu Beginn der Ära Adenauer – eine chronologische Darstellung, in: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, Nr. 61/62, S. 47-72.

Weber, Hermann und Heinz Meininger im Namen des Vereins für humanitäre Lebensgestaltung e. V. an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages (Frankfurt/Main, den 12. November 1952), Abdruck in: Die Gefährten 1952 (Jg. 1), Nr. 8, S. 9-11.

Wolfert, Raimund (2020): Meininger, Heinz. In: Frankfurter Personenlexikon.