Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Floris van Mechelen, Aktivist

geb. 12.4.1909 (Den Haag, Niederlande) gest. 10.8.2007 (Laren, Niederlande)

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„Floris van Mechelen“ auf dem Frankfurter Kongress des ICSE 1952. Unbekannter Fotograf (aus Vriendschap, Oktober 1953).
„Floris van Mechelen“ war das Pseudonym des niederländischen Verlegers, Dolmetschers und Aktivisten der „Homophilenbewegung“ Hendricus Wilhelmus (Henri) Methorst, der am 12. September 1909 in Den Haag geboren wurde. Er war Anfang der 1950er Jahre einer der zentralen Mitarbeiter des niederländischen COC (Cultuur- en Ontspanningscentrum, dt. „Kultur- und Freizeitzentrum“) und Präsident des International Committee for Sexual Equality (ICSE).

Henri Methorst studierte zunächst Jura, brach aber das Studium vorzeitig ab, um in der Folge durch Asien zu reisen. Nach seiner Rückkehr in die Niederlande lernte er die spirituelle Lehre des indischen Philosophen Jiddu Krishnamurti (1895–1986) kennen, die zeit seines Lebens von großer Bedeutung für ihn bleiben sollte. Wenn Krishnamurti in den Niederlanden war, fungierte Methorst auch als dessen Übersetzer.

1933 gründete Henri Methorst zusammen mit einem befreundeten Ehepaar den Verlag De Driehoek, in dem Bücher von umstrittenen Autoren wie Henry Miller und D. H. Lawrence erschienen. Ab 1934 wurde hier auch die Zeitschrift Perspectieven van Wordende Cultuur (dt. „Perspektiven einer werdenden Kultur“) verlegt, in der Artikel zu Themen wie Theosophie, Vegetarismus, Abstinenz, Homosexualität und moderne Kultur behandelt wurden. Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs dienten die Räumlichkeiten des Verlags zum Teil als Unterkunft für untergetauchte Juden in den von den Deutschen besetzenden Niederlanden.

1946 gehörte Henri Methorst zu den Gründern des niederländischen COC, das heute die älteste noch bestehende LSBTIQ-Vereinigung der Welt ist. Methorsts zentrale Forderung war, dass Homosexuelle nicht länger als krank betrachtet werden sollten, und er verknüpfte die Agitation für ihre Rechte mit der Emanzipation der Frau und den Menschenrechten im Allgemeinen. In den
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„Floris van Mechelen“ auf dem 1953er Kongress des ICSE in Amsterdam. Unbekannter Fotograf.
1950er Jahren war Methorst an der Organisation einer Reihe von internationalen Konferenzen beteiligt, wobei ihm seine Erfahrungen als Dolmetscher zugutekamen. Überhaupt engagierte er sich bis ins hohe Alter als Berater und Ehrenmitglied der niederländischen Schwulen- und Lesbenbewegung.

Henri Methorst starb am 10. August 2007 in der Gemeinde Laren nordöstlich von Hilversum.

In einem kurzen Beitrag für den Periodical Newsletter wertete Henri Methorst den Frankfurter Kongress des ICSE als großen Erfolg. Er schrieb, der „Sexus“ dürfe nicht mehr nach alten Maßstäben gemessen werden, da er nicht mehr in erster Linie der Fortpflanzung, dem Staat und der Familie diene. Unverheiratete Männer und Frauen, Menschen mit „eigenartiger Begabung“ sowie „männliche Frauen und weibliche Männer“ könnten eine „eigene Funktion und Erfüllung“ in der menschlichen Gesellschaft finden. Wichtig sei es, dass sie lernten, die Hemmnisse zu überwinden, die die überkommene Kultur ihnen auferlegt hatte, um Lebensfreude, Gefühlsreife und Verantwortungsbewusstsein zu erlangen – und damit auch der sozialen Gemeinschaft dienen zu können. Die „homoerotische Veranlagung“ sei etwas Natürliches und ein Problem nur insofern, als sie in einem Konflikt mit einer „zurückgebliebenen“ und „teilweise erstarrten“ Kultur und Gesellschaft stehe.

Weiterführende Literatur

Mechelen, Floris van [d.i. Henri Methorst] (1952): Die Bewegung für sexuelle Gleichberechtigung. Ihre Wege und Ziele, in: Periodical Newsletter , [Nr. 8] (Oktober 1952), S. 13-14 [siehe hier auch S. 2-3].

Mechelen, Floris van (1952): Perspektiven der Bewegung für sexuelle Gleichberechtigung. Ihre Wege und Ziele, in: Der Kreis (Jg. 20), Nr. 10, S. 7-8 [mit einer redaktionellen Anmerkung von „Rolf”].

Mechelen, Floris van [d.i. Henri Methorst] (1953): Derde internationale congres voor sexuele rechtsgelijkheid. Gastvrouw: de Nederlandse vereniging C.O.C., in: Vriendschap (Jg. 8), Nr. 10 (Oktober 1953), S. 2-4.

Mechelen, Floris van [d.i. Henri Methorst] (1953): Dritter internationaler Kongress für sexuelle Gleichberechtigung, in: Periodical Newsletter, [Nr. 13: Congress Issue, Kongresznummer, Numéro du congrès], (Oktober 1953), S. 126-130.

Renders, Hans und Paul Arnoldussen (2003): Henri Methorst bleek Een Hunner, in: Renders, Hans und Paul Arnoldussen: Jong in de jaren dertig. Interviews. Soesterberg: Uitgeverij Aspekt (erweiterte Neuauflage), S. 125-132.