Lau Mazirel, Dr. jur., Rechtsanwältin
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Früh engagierte sich Lau Mazirel im Sozialdemokratischen Studentenclub (SCSE, Sociaal Democratische Studentenclub), und als Rechtsberaterin wurde sie für das Medische Pädagogische Büro (Medisch Opvoedkundig Bureau) tätig, bevor sie 1937 eine eigene Rechtsanwaltskanzlei eröffnete. Hier half sie insbesondere Flüchtlingen und Menschen, die mit dem § 248 des niederländischen Strafgesetzbuches in Konflikt geraten waren. Nach diesem Paragraf wurden gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte geahndet, sofern eine der beteiligten Personen noch minderjährig war.
Vor allem nach der Besetzung der Niederlande durch das Deutsche Reich kam Lau Mazirels Kanzlei besondere Bedeutung zu. Mazirel engagierte sich als Pazifistin in der Widerstandsgruppe Vrije Groepen Amsterdam (dt. „Freie Gruppe Amsterdam“) und arbeitete unter einem Decknamen im Untergrund. 1943 war sie an einem Anschlag auf das Amsterdamer Einwohnermeldeamt beteiligt, um persönliche Angaben von politisch verfolgten Personen zu vernichten. Mehrmals wurde sie Opfer psychischer Misshandlungen, die ihre Gesundheit bis zum Ende ihres Lebens beeinträchtigten, und noch Ende 1944 wurde sie inhaftiert, allerdings wenig später wieder freigelassen.
Nach 1945 setzte sie ihre Tätigkeit als Rechtsanwältin für Menschen, die in die Niederlande eingewandert waren, und andere Benachteiligte der Gesellschaft fort. Sie engagierte sich für eine Liberalisierung der gesetzlichen Bestimmungen zum Schwangerschaftsabbruch und beriet die Nederlandse Vereniging voor Sexuele Hervorming (NVSH, „Niederländische Gesellschaft für Sexualreform“) sowie das Cultuur- en Ontspanningscentrum (COC, dt. „Kultur- und Freizeitzentrum“) in Rechtsfragen. Sie war eine der Kräfte, die sich nachdrücklich für die Verwendung des Wortes „homofiel“ statt „homoseksueel“ aussprachen.
Auf dem Frankfurter Kongress des International Committee for Sexual Equality (ICSE) von 1952 betonte Lau Mazirel, dass es unzureichend sei, gesetzliche Änderungen vorzunehmen, ohne auch die Haltungen der Sexualität gegenüber allgemein zu ändern. Jedem und jeder sei es gestattet, auf seine oder ihre Weise glücklich zu leben, sofern nicht die Rechte Dritter in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie warnte vor einer Polizei, die sich zu einem „Staat im Staate“ formieren könne, und forderte, dass sich die Homophilen nicht isolierten, sondern stets mit anderen gesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiteten, die ähnliche Forderungen auf sexuellem Gebiet erhoben wie sie selbst.
Obwohl Lau Mazirel die bürgerliche Ehe ablehnte, da diese den Frauen einen benachteiligten Status zuwies, ging sie selbst zweimal eine Pro forma Ehe ein. Aus gesundheitlichen Gründen sah sie sich 1955 gezwungen, ihre Kanzlei aufzugeben, und in der Folge zog sie mit ihrer Familie nach Frankreich. Wenig später wurde sie zum Ehrenmitglied des COC ernannt.
Die 1981 errichtete Stiftung Lau Mazirel Stichting (später: Vereniging Lau Mazirel) verfolgt die Aufgabe, Menschen zu helfen, die einer Minderheit angehören und ihre Rechte und Interessen eingeschränkt sehen.
Weiterführende Literatur
Anonym (1952): Dieser Kongresz [sic!], in: Periodical Newsletter, [Nr. 8] (Oktober 1952), S. 15-17 [siehe hier auch S. 5].
De Goei, Leonie (2021): Mazirel, Laura Carola, auf: BWSA: Biografisch Wordenboek van het Socialisme en de Arbeidersbeweging in Nederland.
De Haan, Patrieck (o.J.): Lau Mazirel, auf: With Pride.
Pauwels, Henk (o.J.): Het leven en de erfenis van Lau Mazirel, auf: omzien.nl.