Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Paul Leopold Lindtner, Dr. med., Arzt

geb. 14.3.1868 (Königsberg i. Pr., heute Kaliningrad) gest. 15.10.1920 (Hökendorf)

Zur Biografie

Dr. Paul Leopold Lindtner wurde 1907 und 1910 als Mitglied im Obmännerkollegium des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) genannt. Er wohnte offenbar zeitweise in Danzig-Langfuhr (heute Gdańsk, Polen) und hatte das Amt bis zu seinem Tod inne. Lindtner leitete von Mai 1898 bis zu seinem Lebensende das Sanatorium Bismarckhöhe in Hökendorf-Finkenwalde (heute Zdroje) auf dem östlichen Oderufer, unweit von Stettin (Szczecin) – mit einer Unterbrechung zwischen 1905 und 1909. In dieser Zeit war Lindtner leitender Arzt am Goßmann-Sanatorium in Kassel-Wilhelmshöhe.

Offenbar interessierte sich Paul Lindtner für die Anthroposophie Rudolf Steiners, denn dessen 1931 in Buchform erschienenen zwölf Vorträge „vor Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft“ aus den Jahren 1909 bis 1911 wurden zum Teil auf Grundlage von seinen Nachschriften gedruckt, da ein Stenogramm nicht zur Verfügung stand. 1909 gab Lindtner auch das Reform-Kochbuch von „Frau Th. Lindtner“ in zweiter Auflage neu heraus. Er bezeichnete sich hier als „Arzt für physikalisch-dietätische Therapie (Naturheilkunde)“. Das Kochbuch enthält Rezepte für „die in Dr. Lindtner’s Sanatorium Finkenwalde bei Stettin gereichten Speisen“. Unbekannt ist bislang, um wen es sich bei „Th. Lindtner“ handelte, möglicherweise Paul Lindtners Mutter, eine Schwester oder seine Frau.

Paul Lindtner war bei seinem Tod nicht verheiratet, belegt ist aber, dass er sich Ende 1896 mit „Frl.“ Margarete Passauer verlobte.

Im Sanatorium Bismarckhöhe in Hökendorf-Finkenwalde war im Sommer/Herbst 1914 auch Johanna Elberskirchen tätig.

Weiterführende Literatur

Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung (Parlamentsausgabe), 18.12.1896, S. 3 [Kurznotiz unter der Rubrik „Familiennachrichten“].

Berliner Tageblatt und Handelszeitung, 3.4.1898, S. 12 [Anzeige zur bevorstehenden Eröffnung des Sanatoriums Finkenwalde].

Leidinger, Christiane (2008): Keine Tochter aus gutem Hause. Johanna Elberskirchen (1864–1943). Konstanz: UVK, S. 277-283.

Lindtner, Th. (1909): Reform-Kochbuch. Zusammengestellt von Frau Th. Lindtner. Frankfurt (Oder): Max Richter Kommissions-Verlag.

Steiner, Rudolf (2001): Anthroposophie, Psychosophie, Pneumatosophie. Zwölf Vorträge, gehalten in Berlin vom 23. bis 27. Oktober 1909, 1. bis 4. November 1910 und 12. bis 16. Dezember 1911. Dornach/Schweiz: Rudolf Steiner Verlag, S. 321-322.