Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Hans Kahnert, Verlagsleiter

geb. 13.5.1893 (Berlin) gest. nach 12.11.1957 (Berlin?)

Zur Biografie

Über Hans (Gustav Adolf) Kahnerts Leben ist nur wenig bekannt. Kahnert war ein Sohn des Berliner Arbeiters Friedrich Hermann Kahnert und dessen Ehefrau Caroline Justine geb. Müller. Et hatte mindestens zwei Geschwister, einen Bruder und eine Schwester.

Nach dem Besuch der Volksschule übte Hans Kahnert verschiedene Bürotätigkeiten aus. 1922 wurde er Leiter im Verlag von Karl Schultz, und um diese Zeit war er auch Vorstandsmitglied im Deutschen Freundschaftsverband (DFV). Als Verlagsleiter bediente er sich des Pseudonyms „Janus“. Zum Obmann des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) wurde Hans Kahnert am 15. Mai 1922 gewählt. In den Jahren 1923 und 1924 gab er auch die Zeitschrift „für freies Menschentum, gegen Unrecht und Unverstand” Der Hellasbote heraus, in und mit der er gegen den § 175 RStGB ankämpfte.

Wie aus dem in Teilen erhaltenen Briefwechsel zwischen Hans Kahnert und Kurt Hiller (1885–1972) aus den Jahren 1956 und 1957 hervorgeht, war Kahnert spätestens seit Anfang der 1920er Jahre mit Hiller und dem Insektenforscher und Aktivisten der frühen Homosexuellenbewegung Ferdinand Karsch-Haack (1853–1936) befreundet. Kahnert gab sich in den Briefen an Hiller als entschiedener Gegner des „Nazi-Gesindels“ zu erkennen.

Hans Kahnert wohnte 1956 unter der Adresse Vinetaplatz 6 (Vorderhaus IV bei Bloch, Berlin-Wedding). Da er befürchtete, dass seine Post kontrolliert werde, ließ er 1957 Briefe an die Adresse Egellstraße 3 (Vorderhaus III rechts bei Heinrichs, Berlin-Tegel) senden. Offenbar handelte es sich bei Frau Heinrichs um Hans Kahnerts Schwester, die im damaligen französischen Sektor Berlins lebte.

Weiterführende Literatur

Hergemöller, Bernd-Ulrich. Hrsg. (2010): Mann für Mann. Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmännlicher Sexualität im deutschen Sprachraum. Berlin/Münster: Lit, S. 619.

Schmidtke, Sabine (2004): Der Briefwechsel Hans Kahnert – Kurt Hiller. Eine neue Quelle zu Ferdinand Karsch-Haack, in: Capri. Zeitschrift für schwule Geschichte Nr. 35, S. 24-31.