Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Adolf Josephson, Dr. med., Arzt

geb. 14.3.1870 (Unna) gest. 1938 (Managua, Nicaragua)

Zur Biografie

Adolf Josephson wurde 1895 in Tübingen promoviert. Wenige Jahre später betrieb er ein „Trinkerasyl” im „Haus Frönspert” bei Sundwig in Westfalen, wo er mit dem Schriftsteller und Aktivisten der Abstinenzbewegung Wilhelm Bode (1862–1922) zusammenarbeitete. Auskünfte erteilte auch ein „Pastor Josephson”, mit dem vermutlich Max Johannes Josephson (1854–1928) gemeint war. Er hatte 1881 im benachbarten Deilinghofen, heute ein Stadtteil von Hemer, den Christlichen Verein Junger Männer (CVJM) Deilinghofen gegründet. Der weitverzweigten Familie Josephson aus dem Raum Unna, die ursprünglich jüdischer Abstammung und erst 1805 zur evangelischen Konfession konvertiert war, entstammten indes bis Anfang bzw. Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts mehrere Pfarrer.

Schon 1904 reiste Adolf Josephson von Cuxhaven über New York nach Nicaragua und arbeitete dort zunächst als Arzt auf einer Kaffeeplantage. Später besaß er selbst eine Kaffee-Finca in Matagalpa, die er 1912 verkaufte, um nach Berlin zurückzukehren. Er blieb hier aber nur zwei Jahre, weil er sich – wie es heißt – in Deutschland nicht wohlfühlte. In dieser Zeit führte ihn der Reichs-Medizinalkalender (1914) unter der Adresse „Berlin W 30 Motzstr. 56 I” und mit dem Hinweis, er spreche Englisch und Spanisch. 1914 kehrte Josephson zurück nach Nicaragua, wo er 1938 unverheiratet starb. Adolf Josephsons genaues Sterbedatum hat sich noch nicht ermitteln lassen.

Adolf Josephson wurde 1913 als Mitglied in das Obmännerkollegium des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) gewählt. Möglicherweise war er zwischenzeitig mit Natalie Wolff (1875–1941) verheiratet, die als Jüdin im Kiefernwald Rumbula bei Riga (Lettland) ermordet wurde. Der Ehe, die zu einem unbekannten Zeitpunkt geschieden wurde, entstammte ein Sohn, Kurt Josephson.

Schriften (Auswahl)

Josephson, Adolf (1895): Ein Fall von Carcinom des Mediastinums (Med. Fak., Inaug.-Diss.). Tübingen: F. Pietzcker

Weiterführende Literatur

Guttstadt, Albert (1900): Krankenhaus-Lexicon für das Deutsche Reich: Die Anstaltsfürsorge für Kranke und Gebrechliche und die hygienischen Einrichtungen der Städte im Deutschen Reich am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Berlin: Georg Reimer, S. 170.

Houwald, Göetz Freiherr von (1975): Los Alemanes en Nicaragua. Managua: Fondo de Promoción Cultural – Banco de América, S. 272-273.

Kurzbiografie zu Natalie Wolff von Wolfgang Rademacher und Helmut Lölhöffel, auf: Stolpersteine in Berlin.