Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Friederike Hirschfeld, Magnus Hirschfelds Mutter

geb. 6.7.1838 (Bernstein, heute Pełczyce, Polen) gest. 5.6.1904 (Berlin)

Zur Biografie

Die Mutter Magnus Hirschfelds wurde am 6. Juli 1838 in Bernstein an der Warthe (heute Pełczyce) geboren. Sie war eine Cousine ihres späteren Mannes Hermann Hirschfeld (1825–1885) aus dem hinterpommerschen Neustettin (Szczecinek). Die beiden hatten sich in Berlin kennen gelernt, wo Friederike Mann im Mädchenpensionat der Madame Seegmann erzogen wurde, und heirateten am 31. Mai 1855 in Kolberg (Kołobrzeg). Friederike Hirschfeld wurde Mutter von zehn Kindern, von denen drei sehr früh verstarben.

Friederike Hirschfeld und ihren jüngsten Sohn verband offenbar ein sehr inniges Verhältnis. Magnus Hirschfelds Schwester Franziska Mann schrieb 1918 in einem längeren Brief an ihren Bruder: „Du, lieber Magnus, bist der letzte von den Brüdern gewesen, der unsere Mutter verließ. Keinem hat sie mit größerer Sehnsucht nachgeschaut; keine Ferien-Wiederkehr mit größerem Verlangen herbeigesehnt. Immer brachtest Du Frohsinn mit und Anregung und einen Hauch dessen, was mit dem Tode unseres Vaters entflohen war.“ Magnus Hirschfeld selbst rühmte seine Mutter als „ein Wesen von unendlicher Sanftmut und Langmut“. Den Tod ihres Mannes, der im Sommer 1885 noch nicht sechzigjährig an einer Nierenkrankheit gestorben war, habe sie niemals verwunden. Friederike Hirschfeld überlebte ihren Mann um achtzehn Jahre und starb am 5. Juni 1904, nachdem sie von Kolberg nach Wilmersdorf bei Berlin umgezogen war.

In der Familie Hirschfeld wurde das traditionelle Rollenverständnis zwischen Männern und Frauen offenbar nicht in Frage gestellt. Hermann Hirschfeld soll seine Frau, die gut zwölf Jahre jünger als er selbst war, einmal mit „liebes Kind“ angeredet haben, so die Tochter Franziska Mann. Von keiner der vier Schwestern Magnus Hirschfelds ist bekannt, dass sie eine Berufsausbildung etwa als Lehrerin erhielt. Allem Anschein nach wurden alle auf ihren „natürlichen“ Beruf als Ehegattin und Mutter vorbereitet.

Von Magnus Hirschfelds Mutter Friederike Hirschfeld ist kein Bildnis bekannt.

Weiterführende Literatur

Dose, Ralf (2004): Die Familie Hirschfeld aus Kolberg. In: Elke-Vera Kotowski und Julius H. Schoeps (Hrsg.): Magnus Hirschfeld. Ein Leben im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft (Sifria. Wissenschaftliche Bibliothek, 8). Berlin: be.bra wissenschaft, S. 33-64.

Herzer, Manfred (2017): Magnus Hirschfeld und seine Zeit. Berlin: De Gruyter Oldenbourg, S. 15ff.