Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Otto Goetting, Rittmeister

geb. ca. 1873 (Ort nicht belegt) gest. nach 1933 (Ort nicht belegt)

Zur Biografie

Über die Lebensumstände und den Lebensweg Otto Goettings ist kaum etwas bekannt. Goetting dürfte um 1873 geboren worden sein, unbekannt ist aber, wo. Spätestens ab 1914 lebte er in Berlin. In diesem Jahr wurde er ins Obmännerkollegium des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) gewählt und wurde in den Papieren der Organisation als Oberleutnant geführt. Später trug er die Bezeichnung Rittmeister a.D. Zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt wurde er zum Kassierer des WhK ernannt. Goetting galt als Musikliebhaber.

Otto Goetting war ab 1927 Mitglied der NSDAP und galt Zeitgenossen gegenüber vorübergehend gleichzeitig als Joseph Goebbels‘ „Vertrauter und rechte Hand“ und als „rechte Hand von Herrn Sanitätsrat Dr. Magnus Hirschfeld“. Offenbar bemühte sich Goetting aber stets, seine Weggefährten in der NSDAP nichts von seinem Engagement im WhK wissen zu lassen. 1928 kam es dann zu einem Skandal um sexuelle Vergehen Goettings, in dessen Zuge er als „schwuler Nazi“ geoutet wurde.

Das Aufsehen, das die Vorgänge erregten, führte dazu, dass Goetting aus der NSDAP austrat – aber nur, um den Ruf der Partei vor Schaden zu bewahren. 1930 bat er um die Wiederaufnahme in die NSDAP, die ihm auch gewährt wurde.

Weiterführende Literatur

Steakley, James (2015): „Die Idee Adolf Hitlers ist und wird mir stets Evangelium sein“. Auf Spurensuche zu dem ‚schwulen Nazi‘ Otto Goetting, in: Mildenberger, Florian (Hrsg.): Die andere Fakultät. Theorie, Geschichte, Gesellschaft. Hamburg: Männerschwarm Verlag, S. 148-167.