Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Jindřich Fleischner, Oberbaurat

geb. 5.3.1879 (Jitschin, heute Jičín, Tschechien) gest. 14.8.1922 (Berlin)

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Jindřich (Heinrich) Fleischner wurde in eine tschechischsprachige jüdische Familie geboren. Nach dem Abitur studierte er Chemie an der Technischen Hochschule in Prag und wurde Mitglied der tschechischen sozialdemokratischen Partei.

Von 1904 bis 1919 arbeitete Fleischner in der Zuckerfabrik in Litole bei Lysá nad Labem. Er veröffentlichte nicht nur Aufsätze auf dem Gebiet der Gärchemie, sondern hielt auch öffentliche Vorträge und schrieb Artikel, die sich mit sozialen und philosophischen Aspekten der Technik im Arbeitsleben beschäftigten. Fleischner übersetzte ferner belletristische Werke aus dem Französischen und dem Deutschen ins Tschechische sowie aus dem Tschechischen ins Deutsche.

Als das Prager Ministerium für öffentliche Arbeiten (MVP) nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik im Herbst 1918 neu organisiert wurde, wurde Jindřich Fleischner in den Ministerialdienst berufen. Er zog nach Prag-Smichow um, arbeitete als Privatsekretär des sozialdemokratischen Ministers Antonín Hampl (1874–1942) und wurde 1920 zum Ministerialrat ernannt. Im selben Jahr wurde er in das Obmännerkollegium des WhK gewählt.

Jindřich Fleischner war homosexuell und unterzog sich bei Iwan Bloch (1872–1922) in Berlin einer längeren Behandlung – wohl durch Suggestion. Bei einer solchen Sitzung ereilte ihn am 11. August 1922 ein linksseitiger Schlaganfall. Drei Tage später verstarb er im Institut für Sexualwissenschaft, In den Zelten 10.

Gedenken

Das Grabmal für Jindřich Fleischner wurde im Oktober 1923, ein Jahr nach seinem Tod, auf dem Jüdischen Friedhof seiner Geburtsstadt Jitschin/Jičín errichtet.

Weiterführende Literatur

Schindler, Franz (2003): František Čeřovský, otec boje za dekrimininalizaci homosexuálů v Československu, in: Souvislosti, Nr. 4, S. 70-79.