Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Martin Fiedler, Rittergutsbesitzer

geb. 8.6.1870 (Dresden) gest. 5.4.1946 (Dresden)

Zur Biografie

Über den Lebensweg Martin Fiedlers ist auch heute noch wenig bekannt. Der Vater Karl Moritz Fiedler (1831–1924) hatte als Jurist eine leitende Position im sächsischen Kultusministerium inne, eine Schwester Martin Fiedlers war die Malerin Marianne Fiedler (1864–1904). Die Familie lebte in großbürgerlichen Verhältnissen in Dresden.

Martin Fielder war Anfang des 20. Jahrhunderts Besitzer eines Rittergutes bei Zwenkau (Sachsen). Er arbeitete eng mit dem Leipziger Verleger Max Spohr (1850–1905) und dem Ingenieur Egon Eickhoff (1875–1958) in der Leipziger Ortsgruppe des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) zusammen. So sandten Fiedler und Eickhoff 1902 dem Leiter der Leipziger Polizeibehörde den Korrekturbogen eines von ihnen selbst verfassten vierseitigen Flugblattes zur „wohlwollenden Prüfung und Freigabe” zu. Mit dem Flugblatt, das wenig später vor den Toren der Universität und des Konservatoriums in Leipzig verteilt wurde, sollte die Bevölkerung über das „Wesen der Homosexualität” aufgeklärt werden. Anfang 1903 wurde das Flugblatt von der Staatsanwaltschaft beanstandet, und zumindest gegen Eickhoff wurde Anklage wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften erhoben.

Zum Obmann des WhK wurde Martin Fiedler 1928 gewählt.

Wann genau Martin Fiedler zurück nach Dresden zog, ist nicht belegt. 1934 half er dem befreundeten Kurt Hiller (1885–1972), der kurz zuvor nach neunmonatigen schweren Misshandlungen aus dem Konzentrationslager Oranienburg nördlich von Berlin entlassen worden war, sich über die „grüne Grenze” in die Tschechoslowakei abzusetzen.

Martin Fiedler war auch mit dem Schriftsteller und Obmann des WhK Bruno Vogel (1898–1987) befreundet, solange dieser noch in Deutschland lebte. Vogel stammte gebürtig aus Leipzig.

Weiterführende Literatur

Wolfert, Raimund (2012): Nirgendwo daheim. Das bewegte Leben des Bruno Vogel. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, S. 102, 110 und 134.

Wolfert, Raimund (2020): Egon Eickhoff – eine biographische Skizze, in: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Nr. 65/66, S. 26-41, hier S. 29 und 33.