Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Das Institut für Sexualwissenschaft

Grundrisse und Innenansichten
Adelheid Schulz geb. Rennhack mit dem Modell des Instituts für Sexualwissenschaft in der Bibliothek des Schwulen Museums, 2002. Links die Enkelin Alexandra Ripa. Foto: Manfred Baumgardtvergrößern

Es gibt nur wenige Bilder, die die Inneneinrichtung des Instituts für Sexualwissenschaft zeigen; auch ein zeitgenössischer Grundriss der Etagen fehlt. Anhand von Kopien von 1938 erstellten Bauunterlagen hat die Haushälterin Adelheid Schulz geb. Rennhack (1909-2008), die von 1928 bis 1933 im Institut tätig war, die Nutzung der Räume zur Zeit des Instituts nach ihrer Erinnerung rekonstruiert.

Adelheid Schulz geb. Rennhack

Adelheid Schulz geb. Rennhack (23.4.1909 Stolp/Pommern – 16.10.2008 Berlin) hatte von ihrer Mutter das Schneiderinnenhandwerk gelernt und zunächst bei einem Handschuhmacher in Spandau gearbeitet. Als junge Frau kam sie 1928 durch eine Stellenvermittlerin in das Institut für Sexualwissenschaft, wurde vom Fleck weg engagiert und blieb bis zur Zerstörung des Instituts 1933 dort in der Hauswirtschaft tätig. Bei der Plünderung des Instituts am 6. Mai 1933 war sie nach ihrer Erinnerung allein im Haus. Im Herbst 1933 half sie noch der aus dem Haus vertriebenen ältesten Schwester Hirschfelds, der verwitweten Recha Tobias, beim erzwungenen Umzug nach Halensee.

Adelheid Schulz – im Institut von allen „Delchen“ genannt – hat uns in vielen Gesprächen von ihrer Zeit im Institut für Sexualwissenschaft berichtet. Sie konnte auch im hohen Alter noch genau angeben, wer in welchem Raum gelebt oder gearbeitet und wer zeitweilig in den Gästezimmern unter dem Dach gewohnt hatte. Wenn Hirschfeld auf Reisen war und den Daheimgebliebenen Postkartengrüße schickte, war Delchen die Adressatin. Besonders befreundet war sie mit Hirschfelds Lebensgefährten Karl Giese, mit dem sie auch noch Kontakt hielt, als Karl im Exil in Brünn lebte.

Wir verdanken Adelheid Schulz – die die Jahre im Institut für Sexualwissenschaft als die schönsten ihres Lebens bezeichnete, weil sie dort als Mensch behandelt worden sei – die Überlieferung vieler privater Fotos und Briefe. Auch hat sie vor der endgültigen Ausräumung des Instituts durch den Nazi-Verwalter einige Gegenstände aus dem Haushalt gerettet. Diese Gegenstände hat uns ihre Tochter Elfi Ripa nach dem Tod von Adelheid Schulz geschenkt – sie stehen jetzt als Dauerleihgabe der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft im Schwulen Museum unter dem Modell des Institutsgebäudes.