Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Hermann Holzheim (1891-1941)

Stolperstein – Biographie
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Am 12. September 2003 wurde in der Rosenthaler Vorstadt der Stolperstein für das homosexuelle Opfer des Nazi-Regimes, Hermann Holzheim, verlegt.

Hermann Holzheim
geboren 24. Dezember 1891 in Neustettin /Pommern
Kaufmann, Stoffhändler
Berlin N 58, Wolliner Strasse 3
gestorben 22. November 1941 KZ Dachau

Der Sohn eines Fleischermeisters besuchte in Neustettin die Volksschule und begann eine kaufmännische Ausbildung in der Lederbranche. Nach dem Ersten Weltkrieg, aus dem er mit erheblichen Verletzungen seiner Sehkraft zurückkehrte, arbeitete er zunächst im Geschäft des Vaters, dann machte er sich selbständig als Handlungsreisender für Kleidungsstoffe und kam nach Berlin. 1935 wurde er infolge der Boykottaufrufe gegen jüdische Händler erwerbslos und mußte von der Unterstützung durch die öffentliche Wohlfahrt leben. Als ihm auch diese im Januar 1941 entzogen wurde, unterstützte ihn die Jüdische Gemeinde.

Hermann Holzheim hatte Mitte der 30er Jahren einen schwulen Freundeskreis um sich gescharrt. Sein Revier war die Mulackstraße und die einschlägig bekannten Lokale “Gormannbude” und “Weltkrug”. Seine Wohnung in der Wolliner Strasse wurde zum Treffpunkt für Männer, die bereits Opfer der Homosexuellenverfolgung geworden waren. Er selbst entging 1937 nur knapp einem Strafverfahren, nachdem die Gestapo Verdacht geschöpft hatte. Zugleich vermiete er Zimmer an seine Freunde. Sie unterstützten den mittlerweile fast Erblindeten, besuchten ihn regelmäßig, kauften für ihn ein.

Zusammen mit seinen Freunden wurde er Anfang Februar 1941 verhaftet und vom Landgericht zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Während dieser Zeit kümmerte sich sein in Berlin lebender Bruder Alfred um ihn. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis Spandau im August 1941 wurde Hermann Holzheim erneut verhaftet und ins KZ Dachau deportiert, wo er drei Monate später ums Leben kam.