Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Stolperstein für Dr. med. Rudolf Schild

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Am 29. Oktober 2025 wird für den Arzt Dr. Rudolf Schild (1873–1936) in Berlin-Wilmersdorf ein Stolperstein verlegt, den die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft schon vor etlichen Jahren beantragt hat. Rudolf Schild war jüdischer Herkunft und stammte gebürtig aus Frankfurt am Main. Als erwachsener Mann bezeichnete er sich jedoch als evangelisch. Nachdem er von Frankfurt nach Berlin umgezogen war, fungierte er auch als Obmann des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK).

In dieser Position hielt Schild 1921 einen Vortrag und veröffentlichte später einen Artikel, in dem er sich gegen die vermeintliche „Heilbarkeit der Homosexualität“ aussprach. Schild warnte seine Zeitgenossen davor, in der Ehe ein „Heilmittel gegen bestehende, gleichgeschlechtliche Komplexe“ zu sehen, und sein Beitrag wurde noch 1951 in der Hamburger „Homophilenzeitschrift“ Die Freunde auszugsweise nachgedruckt. Bis heute hat sich aber kein Bild Rudolf Schilds ermitteln lassen.

Weitgehend ungeklärte Umstände

Es ist nach wie vor unbekannt, unter welchem Vorwurf Rudolf Schild Anfang 1936 in Berliner „Schutzhaft“ genommen wurde. Auslöser für seine Inhaftierung war vermutlich ein Verfahren wegen homosexueller Betätigung, das damals gegen ihn schwebte. Kurz zuvor war Schild in mehreren polizeilichen Verhören von beschuldigten „Strichern“ als Sexualpartner genannt worden.

Fakt ist, dass Rudolf Schild am 7. Januar 1936 festgenommen und wenig später in das KZ Columbia-Haus überstellt wurde. Am Abend des 25. Januar 1936 wurde er tot in seiner Zelle aufgefunden. Der zuständige Standortarzt stellte zunächst als Todesursache „Herzschwäche im Coma diabeticum“ fest. Eine anschließend durchgeführte Obduktion ergab allerdings, dass Schild an einer Zyankali-Vergiftung gestorben war. Vermutlich hatte er als Arzt Zugang zu dem Mittel gehabt und es bereits bei seiner Festnahme unbemerkt bei sich getragen.

Weiterführende Literatur

Anonym [2024]: Biografischer Eintrag zu Rudolf Schild auf: Spurensuche. Ein Projekt der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen Alpenvereins.

Georg, Karoline (2021): Jüdische Häftlinge im Gestapogefängnis und Konzentrationslager Columbia-Haus 1933–1936 (Geschichte der Konzentrationslager 1933–1945, Bd. 17). Berlin: Metropol-Verlag, S. 122-123.

Wolfert, Raimund (2021): Schild, Rudolf, in: Frankfurter Personenlexikon.

Wolfert, Raimund [2023]: Biografischer Eintrag zu Rudolf Schild, auf: Obleute des WhK – Gesamtverzeichnis.