Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Neuzugang in unserer Sammlung

vergrößern

Am 31. Januar 2022 erfuhr unsere Bibliothek einen wunderbaren Neuzugang. An diesem Nachmittag erschien der Kunst- und Literaturwissenschaftler Hartmut Pätzke in unserer Geschäftsstelle und beschenkte uns mit dem 1923 erschienenen Band Gotische Gedichte von Kurt Gauger (1899–1957). Der Band stammt aus dem Bestand des 1933 geplünderten Instituts für Sexualwissenschaft, trägt eine Widmung des Herausgebers Werner Achelis (1897–1982) an Magnus Hirschfeld, vielfältige Besitzstempel des Instituts und einen handschriftlichen Eintrag seines Zwischenbesitzers von 1933.

Noch wissen wir nicht, wie der Band in die Hände dieses Zwischenbesitzers geraten ist. Hartmut Pätzke, Sammler, Buchliebhaber und langjähriges Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft, hatte die Gotischen Gedichte Kurt Gaugers in den 1960er Jahren in dem privaten Antiquariat Paul Dienemann Nachfolger in Dresden erworben. Jetzt hat er das Buch der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft geschenkt, weil es – mit seinen Worten – in unsere Sammlung gehört. Wir freuen uns sehr über dieses großzügige Geschenk und danken Herrn Pätzke recht herzlich!

Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft besitzt nunmehr 60 gedruckte Schriften, die nachweislich aus der Bibliothek des Instituts für Sexualwissenschaft bzw. der Bücherei des Wissenschaftlich-humanitären Komitees und der Privatsammlung Magnus Hirschfelds stammen. Kurt Gauger, der Autor der Gotischen Gedichte, war Schriftsteller und Psychotherapeut. Er wurde 1933 Mitglied der NSDAP und diente sich in verschiedener Hinsicht dem nationalsozialistischen Regime in Deutschland an. So bemühte er sich etwa um die Entwicklung einer „arischen Psychologie und Psychotherapie“. Ähnlich verhielt es sich mit Werner Achelis. Auch er war Schriftsteller und Psychotherapeut und trat 1933 in die NSDAP ein. Achelis arbeitete Anfang der 1940er Jahre als wissenschaftlicher Assistent an der „Universitätsklinik für natürliche Heilweisen“ in Berlin und ging dann als Psychotherapeut nach Hamburg. 1923 überreichte er Kurt Gaugers Gotische Gedichte „Herrn Sanitätsrat Hirschfeld in Dankbarkeit“.

Bibliografische Angaben

Gauger, Kurt (1923): Gotische Gedichte. Herausgegeben von Dr. Werner Achelis. Berlin: Der Weiße Ritter Verlag.