Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Fachtag „Aufarbeitung von Verfolgung und Repression lesbischer und schwuler Lebensweisen in Hessen 1945–1985“

Lesben und Schwule waren über viele Jahrzehnte hinweg staatlicher Verfolgung und Ausgrenzung ausgesetzt. Bis in die 1970er Jahre hinein hat der ehemalige §175 StGB einvernehmliche homosexuelle Handlungen zwischen erwachsenen Männern unter Strafe gestellt; er wurde erst 1994 aus dem StGB gestrichen. Lesben waren von diesem Unrechtsparagrafen zwar nicht erfasst, erfuhren aber Unterdrückung und Ausgrenzung durch das Ehe- und Familienrecht der damaligen Zeit. Feindselige Haltungen gegenüber sexuellen Minderheiten wurden auf diese Weise alltäglich bestärkt und die grundgesetzlich garantierte freie Entfaltung der Persönlichkeit blieb sowohl lesbischen Frauen als auch schwulen Männern versagt.

Der Hessische Landtag hat am 12. September 2012 mit den Stimmen aller Fraktionen beschlossen, sich bei den Opfern des §175 zu entschuldigen. Die Landesregierung wurde gebeten, ein Forschungsprojekt zur wissenschaftlichen Aufarbeitung ihrer Schicksale durchzuführen.

Mit dieser wissenschaftlichen Aufarbeitung hat das Hessische Ministerium für Soziales und Integration das Schwule Museum* Berlin als bundesweit anerkannte Institution beauftragt. Sie wurde durch die Historikerin Dr. Kirsten Plötz und den Historiker Markus Velke geleistet. Ziel dieser Veranstaltung ist es, die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit vorzustellen, einzuordnen und zu diskutieren.

Programm

Moderation: Prof. em. Dr. Norbert Finzsch

  • Eröffnung
    10.30 Uhr
    Ankommen und Anmeldung
    11:00 Uhr
    Begrüßung und Eröffnung des Fachtages – Prof. Dr. Detlev Reymann, Präsident der Hochschule RheinMain
    Staatssekretär Kai Klose, Bevollmächtigter für Integration und Antidiskriminierung
    Heiner Schulze, Vorstand Schwules Museum* Berlin

  • I Vorstellung der hessischen Forschungsergebnisse
    11:15 Uhr
    „Unterdrückt? Lesbisch liebende Frauen in Hessen 1945 – 1985“ – Dr. Kirsten Plötz
    12:15 Uhr
    Mittagspause
    13:15 Uhr „Zwischen Repression und Emanzipation. Gleichgeschlechtlich liebende und lebende Männer in Hessen 1945–1985“ – Marcus Velke
    14:15 Uhr
    Kaffeepause

  • II Bezüge zu den Ergebnissen der rheinland-pfälzischen Studie
    14:30 Uhr
    „Repressionen gegen lesbische Liebe in Rheinland-Pfalz“ – Dr. Kirsten Plötz
    14:40 Uhr
    „Leben zwischen Repression und Hoffnung auf Veränderung. Zur strafrechtlichen Verfolgung der Homosexualität in Rheinland-Pfalz 1946–1969“ – Dr. Günther Grau
    15:00 Uhr
    „Debatten um die Strafrechtsreform ab 1962“ – Dr. Kirsten Plötz
    15:20 Uhr
    Zeit für Rückfragen
    15:30 Uhr
    Kaffeepause

  • III Was bleibt zu tun? Schlussfolgerungen für die Akzeptanzarbeit heute
    15:45 Uhr
    Impulsreferate
    „LGBTIQ* – Herausforderungen und Desiderate in Forschung und Profession Sozialer Arbeit“ – Prof. Dr. Davina Höblich, Hochschule RheinMain
    “Homosexualitätengeschichte in der Public History, schulischen Bildung und politischen Bildungsarbeit – Chancen und Herausforderungen” – Dr. Nina Reusch, Friedrich-Meinecke-Institut/Berlin
    16:00 Uhr
    Podiumsdiskussion „Was bleibt zu tun?“ – Dr. Günter Grau, Prof. Dr. Davina Höblich, Dr. Kirsten Plötz, Dr. Nina Reusch, Marcus Velke, Moderation: Prof. em. Dr. Norbert Finzsch
    17:00 Uhr
    Come-Together
    18:00 Uhr
    Ende der Veranstaltung