Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Hans von Zastrow, Major a. D.

geb. 3.9.1876 (Naseband, heute Nosibądy, Polen) gest. 12.1.1955 (Hämelschenburg)

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Hans von Zastrow, o.J. Foto in Privatbesitz.
Hans (Otto Karl Ferdinand) von Zastrow wurde 1876 als zweites Kind des Rittergutbesitzers Bernhard von Zastrow und dessen Frau Anna von Eisenhart-Rothe geboren. Er hatte vier Geschwister, eine Schwester, zwei Brüder und einen Halbbruder aus der ersten Ehe seines Vaters. 1899 wurde er königlich-preußischer Leutnant im Garde-Füsilier-Regiment in Berlin. Zum Obmann des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) wurde er 1913 gewählt, da war er Major a. D.

Hans von Zastrow hat 1904 geheiratet. Zusammen mit seiner Frau Erika hatte er fünf Kinder, vier Töchter und einen Sohn. Nach Angaben seiner 1926 geborenen Tochter Adelheid wurde Hans von Zastrow bereits 1934 enteignet, weil er das nationalsozialistische Regime ablehnte, offenbar aus einer christlichen Grundhaltung heraus. Die Familie unterhielt Beziehungen zu Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) und zur Bekennenden Kirche. Adelheid von Zastrow selbst konnte erst verspätet die Oberschule besuchen, weil den Eltern in Folge der Enteignung das Schulgeld fehlte.

Am 21. Juli 1944, einen Tag nach dem missglückten Attentat auf Adolf Hitler durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944) im ostpreußischen Führerhauptquartier Wolfsschanze, wurde Hans von Zastrow verhaftet, weil die Nationalsozialisten glaubten, er könne in das Attentat verwickelt gewesen sein. Doch war dies nicht der Fall. Hans von Zastrow wurde in das Gefängnis in Neustettin (heute Szczecinek, Polen) gesperrt, und es gelang seiner Tochter Adelheid erst durch persönliche Vorsprache bei Heinrich Himmler, die Freilassung ihres Vaters zu bewirken. Hans von Zastrow wurde am 14. November 1944 nervlich angeschlagen aus der Haft entlassen.

1946 wurde Hans von Zastrow wie die übrige im nunmehr polnischen Nosibądy verbliebene deutsche Bevölkerung von den Behörden ausgewiesen. Er starb 1955 im niedersächsischen Hämelschenburg.

Weiterführende Literatur

Matthies, Helmut (2011): Sie schaffte es bis zu Himmler, in: IDEA-Spektrum. Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt, Nr. 51/52, S. 24-25.