Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Heinrich Wietfeldt, Dr. med., Nervenarzt

geb. 28.1.1887 (Meinerdingen) gest. 21.10.1969 (Bremerhaven)

Zur Biografie

Zur Biografie des Bremerhavener Nervenarztes Dr. med. Heinrich Wietfeldt liegen nach wie vor nur bruchstückhafte Angaben vor. Wietfeldt wurde 1887 als Sohn des evangelischen Pastors Heinrich Wietfeldt in dem Dorf Meinerdingen in der Nähe von Walsrode geboren. Die Schriftstellerin Lena Voß (1882–1972), Verfasserin der erfolgreichen Studie Goethes unsterbliche Freundin über Charlotte von Stein (1921), war eine ältere Schwester, der DEFA-Schauspieler Willi Wietfeldt (1881–1969) ein jüngerer Bruder. Heinrich Wietfeldt jun. studierte ab Herbst 1909 Medizin, zunächst in Göttingen und dann in Freiburg im Breisgau, wo er seine medizinische Dissertation unter dem Titel „Vierzehn Fälle von Sexualvergehen und ihre forensische Begutachtung” 1912 vorlegte.

Während des Ersten Weltkriegs war Wietfeldt Marinearzt in einem Militärhospital in Bremerhaven. Besondere Bedeutung kam ihm seinerzeit zu, weil er seine Patienten zur Zeit der Großen Grippeepidemie um 1917 erfolgreich mit einer Quecksilberpaste behandelte. In seinem Buch Das rettende Quecksilber hat er 1963 seine praktischen Erfahrungen dargelegt. 1923 meldete Wietfeldt des Weiteren das Injektionsbesteck „Sterilofix”, bei dem Nadeln und Spritzen getrennt voneinander in mit Alkohol gefüllten Behältern steril aufbewahrt und transportiert wurden, zum Patent an, doch fand er keinen Unternehmer, der aus seiner Idee ein Produkt machen wollte. Da er zur Zeit der Inflation die Patentgebühr nur für ein Jahr bezahlen konnte, verkaufte Wietfeldt das Patent 1924 nach Kanada.

Heinrich Wietfeldt wurde 1920 als Obmann des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) genannt.

Schriften (Auswahl)

Wietfeldt, Heinrich (1912): Vierzehn Fälle von Sexualvergehen und ihre forensische Begutachtung. Freiburg i. Br.: Univ. (Diss.).

Wietfeldt, Heinrich (1936): Kriegsneurose als psychisch-soziale Mangelkrankheit. Leipzig: Thieme.

Wietfeldt, Heinrich (1963): Das rettende Quecksilber. Moderne Therapie. Ulm: Haug.

Weiterführende Literatur

Heits, Edward (1989): Das rettende Quecksilber – In memoriam Dr. Heinrich Wietfeldt †, in: Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ), Nr. 5 (Band 234), S. 204-205.

Kurznachricht (Todesfallmeldung) in Ars Medici. Das Organ des praktischen Arztes 1970 (Bd. 60) Nr. 2, S. 148.

Historisches Museum Bremerhaven: Krankenhäuser, Ärzte und Hebammen 1920–1960.