Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Bruno Vogel, Schriftsteller

geb. 29.9.1898 (Leipzig) gest. 5.4.1987 (London, Großbritannien)

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Bruno Vogel, 1976. Foto in Privatbesitz.
Bruno Vogel war ein pazifistischer und emanzipatorischer Schriftsteller, der vor allem mit zwei Büchern auf sich aufmerksam gemacht hat. Sein Erstling Es lebe der Krieg! (1924) wurde Anlass eines gerichtlichen Prozesses und schließlich verboten, sein Jugendroman Alf (1929) war eines der ersten Werke der deutschsprachigen Literatur, in dem der selbstverständliche, positive Wert homosexueller Empfindungen offen und unverhüllt zum Ausdruck kommt.

Bruno Vogel hatte in seiner Heimatstadt Leipzig bereits um 1922 die „Gemeinschaft Wir” gegründet, um im Sinne des Berliner Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) lokal den Kampf gegen die rechtliche und gesellschaftliche Ächtung der Homosexuellen aufzunehmen. Er lernte Magnus Hirschfeld im Folgejahr persönlich kennen, und nach der gerichtlichen Auseinandersetzung um sein Buch Es lebe der Krieg! zog er auf Anraten Hirschfelds nach Berlin.

Hier wurde Vogel 1928 zum Obmann des WhK ernannt und erhielt nach eigenen Worten „eine bemerkenswert untergeordnete und uninteressante Anstellung” am Institut für Sexualwissenschaft. Vogel wurde mit Archiv- und Bibliotheksarbeiten unter Georg Plock (1865–1930) beauftragt, mit dem er sich nie gut verstand. Gleichwohl wurde Vogel 1929 neben Otto Juliusburger (1867–1952), Kurt Hiller (1885–1972) und Richard Linsert (1899–1933) auch in den Vorstand des WhK gewählt. Um diese Zeit schrieb er seinen Roman Alf, der eine begeisterte Aufnahme fand und bis heute ein Klassiker der deutschsprachigen „homoerotischen Literatur” ist. Er erschien 1992 auch in einer englischen und 2013 in einer slowenischen Übersetzung.

Bruno Vogel verließ Deutschland schon im Sommer 1931 und zog zunächst mit einem Freund nach Österreich, von wo er, aufgeschreckt durch den Berliner Reichstagsbrand, nach Norwegen flüchtete. 1937 wiederum flüchtete er aus Angst vor einem möglichen Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Norwegen weiter nach Südafrika und schlug sich hier mit wechselnden Aushilfstätigkeiten durchs Leben. Anfang der 1950er Jahre kehrte er – angewidert von der südafrikanischen Apartheid-Politik – nach Europa zurück und ließ sich in London nieder. Hier verstarb er 1987 im Alter von 88 Jahren.

Bruno Vogel betätigte sich auch in Südafrika und in London journalistisch und schriftstellerisch. Er konnte jedoch nie wieder an seine literarischen Erfolge von vor 1933 anknüpfen. Wenige Jahre vor seinem Tod wurde er unter anderem von Manfred Herzer und Charlotte Wolff zu seinen Erfahrungen am Institut für Sexualwissenschaft und als Protagonist der ersten deutschen Homosexuellenbewegung befragt und wurde so zu einem wichtigen Zeitzeugen und Chronisten (nicht nur) deutscher Verhältnisse.

Nachlass

Ein Teilnachlass Bruno Vogel liegt heute im Deutschen Exilarchiv Frankfurt, eine Bestandsübersicht findet sich hier.

Schriften (Auswahl)

Vogel, Bruno (1924): Es lebe der Krieg! Ein Brief. Leipzig-Plagwitz: Verlag Die Wölfe.

Vogel, Bruno (1929): Alf. Eine Skizze. Berlin: Asy-Verlag und Gilde freiheitlicher Bücherfreunde (Gildenbücher, Bd. 1).

Beide Bücher haben zahlreiche Neuauflagen erfahren.

Vogel, Bruno (1977): Vita. Anläßlich der Neuauflage meines Romans „Alf”, in: ders. Alf. Lollar: Achenbach, S. 235-240.

Weiterführende Literatur

Hergemöller, Bernd-Ulrich. Hrsg. (2010): Mann für Mann. Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmännlicher Sexualität im deutschen Sprachraum. Berlin/Münster: Lit, S. 1204-1206.

Wolfert, Raimund (2011): „Zeiten der Hoffnung waren das“. Bruno Vogel und sein Roman Alf, in: Vogel, Bruno: Alf. Eine Skizze (Bibliothek rosa Winkel 59). Herausgegeben von Raimund Wolfert. Hamburg: Männerschwarm Verlag, S. 219-246.

Wolfert, Raimund (2012): Nirgendwo daheim. Das bewegte Leben des Bruno Vogel. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag.

Wolfert, Raimund (2013): Vom Krieg gezeichnet. Bruno Vogels unermüdlicher Kampf gegen Unterdrückung und Unrecht, in: Gegner, Nr. 32, S. 34-39.