Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Marcel M. Schnitzer, Kaufmann, Privatier

geb. um 1857 (Budapest, Ungarn) gest. 18.5.1919 (Berlin)

Zur Biografie

Über den Lebensweg Marcel M. Schnitzers ist nur wenig bekannt. Schnitzer war offenbar jüdischer Herkunft und stammte aus Budapest. Sein ungefähres Geburtsjahr lässt sich lediglich aus seiner Sterbeurkunde ableiten. Schnitzer siedelte um 1910 nach Berlin über, doch mit Magnus Hirschfeld und dem Wissenschaftlich-humanitären Komitee (WhK) muss er bereits um die Jahrhundertwende in Kontakt getreten sein. Eugen Wilhelm (1866–1951) lernte Schnitzer im Sommer 1901 auf einer Konferenz des WhK in Berlin kennen und verbrachte anschließend einige Zeit in Dänemark mit ihm. Um diese Zeit hatte Schnitzer einen dänischen Liebhaber.

Marcel Schnitzer wurde 1910 in das Obmännerkollegium des WhK gewählt, und in den anschließenden Jahren hielt er Vorträge im Rahmen von „literarischen Abenden“ der Organisation. Offenbar ging er keiner geregelten Erwerbstätigkeit nach, sondern konnte von einem erheblichen Vermögen als „Privatier“ leben. Belegt ist, dass Schnitzer 1911 einen Selbstmordversuch unternahm, doch sind die Hintergründe für diese Verzweiflungstat unbekannt. Der antisemitische Publizist Emil Witte behauptete in einer seiner Hetzschriften gegen das WhK, das „jüdische Komiteemitglied Marcel Sch.” habe versucht, sich infolge ruinöser Verluste an der Börse das Leben zu nehmen.

Weiterführende Literatur

Dubout, Kevin (2018): Der Richter und sein Tagebuch. Eugen Wilhelm als Elsässer und homosexueller Aktivist im deutschen Kaiserreich (Geschichte und Geschlechter, Bd. 70). Frankfurt: Campus, S. 285.

Dubout, Kevin und Raimund Wolfert (2013) „Eigentümliche Städte, sympathische Völker und Sehenswürdigkeiten von großer Schönheit“. Zur Skandinavien-Rundreise des WhK-Aktivisten Eugen Wilhelm 1901, in: Invertito. Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten (Jg. 15), S. 9-44, hier S. 10 und 25.