Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Hermann Rohleder, Dr. med., Arzt

geb. 5.2.1866 (Dommitzsch) gest. 21.1.1934 (Leipzig)

Zur Biografie

vergrößern
Hermann Rohleder. Aus Magnus Hirschfeld: Geschlechtskunde, 1926.
Hermann Oskar Rohleder wurde 1866 als elftes Kind des Brauereibesitzers Friedrich August Rohleder und dessen Ehefrau Friederike Auguste geb. Schmidt in Dommitzsch, Kreis Torgau (Sachsen), geboren. Nach dem Besuch der Bürgerschule in seinem Geburtsort und des Dresdener Gymnasiums „Zum heiligen Kreuz“, an dem er 1889 das Abitur ablegte, studierte Rohleder Medizin an der Universität in Leipzig.

1894 schloss er das Studium ab und promovierte mit einer Abhandlung über einen Fall von „primärem Carcinom der weiblichen Urethra“ zum Dr. med. Anschließend ließ er sich als praktischer Arzt und Geburtshelfer in Leipzig-Gohlis nieder. Rohleder arbeitete auch in der von Arthur Kollmann (1858–1941) geleiteten Poliklinik für Hautkrankheiten, Syphilis und Harnkrankheiten und nannte sich ab 1903 Spezialarzt für Haut- und Harnleiden. Später zog er die Berufsbezeichnung „Spezialarzt für Sexualleiden“ vor.

Hermann Rohleder war seit 1896 mit Melanie Thekla Jenny Wegener, geb. Francke, verheiratet, die Ehe blieb allerdings kinderlos. Zu den Lebensumständen Hermann Rohleders liegen im Übrigen nur wenige Angaben vor. Nach überlieferten Quellen soll Rohleder durch „ein erschütterndes Ereignis“ zur Sexualwissenschaft gekommen sein. Gemeint war der Selbstmord eines jungen Mannes wegen Homosexualität.

Rohleder unterstützte Magnus Hirschfeld redaktionell bei der Herausgabe der ersten Zeitschrift für Sexualwissenschaft (1908). 1913 engagierte er sich bei der Gründung der Ärztlichen Gesellschaft für Sexualwissenschaft als Beisitzer im Vorstand, und 1926 trat er auf dem ersten Kongress der Internationalen Gesellschaft für Sexualforschung als Redner auf. Er war auch im Bund für Mutterschutz Helene Stöckers (1869–1942) aktiv. Als Mitglied des Obmännerkollegiums des WhK wurde er zwischen 1907 und 1920 genannt. Gleichwohl müssen Rohleders sexualmedizinische Schriften aus heutiger Sicht als überwiegend rückwärtsgewandt betrachtet werden. Als Autor bekannt wurde Rohleder seinerzeit vor allem durch seine 1899 erschienene Monografie über Die Masturbation, (die er meinte, bekämpfen zu müssen).

Schriften (Auswahl)

Rohleder, Hermann (1899): Die Masturbation. Eine Monographie für Ärzte und Pädagogen. Berlin: Fischers medicinische Buchhandlung H. Kornfeld.

Rohleder, Hermann (1907): Vorlesungen über Geschlechtstrieb und gesamtes Geschlechtsleben des Menschen (zwei Bände). Zweite, verbesserte, vermehrte und gänzlich umgearbeitete Auflage. Berlin: Fischers medicinische Buchhandlung H. Kornfeld.

Rohleder, Hermann (1921): Sexualpsychologie (Monographien zur Sexualwissenschaft, 2). Hamburg: Paul Hartung.

Rohleder, Hermann (1925): Grundzüge der Sexualpädagogik für Ärzte, Pädagogen und Eltern. Mit einem Geleitwort von Martin Hartmann. 2., neubearb. und erw. Aufl. Berlin: Fischers medicinische Buchhandlung H. Kornfeld.

Weiterführende Literatur

Hommel, Andrea (1994): Hermann Rohleder (1866–1934) und die Anfänge der künstlichen Befruchtung in Deutschland, in: Medizinhistorisches Journal (Jg. 29), Nr. 2, S. 121-148.

Moll, F. H., T. Halling und M. Krischel (2020): „Rohleder gehört zu den ersten, welche die Bedeutung der Sexualwissenschaft in ihrem vollen Umfange erkannt haben.” Leben und Werk des Venerologen, Urologen und Sexualmediziners Hermann Rohleder (1866­–1934); in: Der Urologe (Jg. 59), S. 1095-1106.

Sigusch, Volkmar (2009): Hermann Rohleder (1866–1934), in: Sigusch, Volkmar und Günter Grau (Hrsg.): Personenlexikon der Sexualforschung. Frankfurt/New York: Campus, S. 595-601.