Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Max Neuhaus, Dr. phil., Musikschriftsteller

geb. 1874 (Hannover?) gest. 15.2.1935 (München)

Zur Biografie

Die Lebensumstände Dr. Max (Christian Karl Wilhelm) Neuhaus’ sind weitgehend unbekannt. Belegt ist, dass er 1912 in Paris lebte. Offenbar handelte es sich bei ihm um jenen Musikschriftsteller und -kritiker, der ab etwa 1912 Konzertbesprechungen und andere Texte in der Zeitschrift Signale für die musikalische Welt veröffentlichte. Er war zeitweise auch als Komponist und Librettist tätig.

1917 hieß es in Signale für die musikalische Welt, Max Neuhaus habe im britischen Kriegsgefangenenlager „Knockaloe, Camp II“ auf der Isle of Man ein Konzert mit Werken unter anderem von Mozart und Tschaikowsky dirigiert. Neuhaus sei bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges Korrespondent von Signale in London und noch davor in Deutschland „als junger, vielversprechender Dirigent bekannt“ gewesen. Jetzt sei er „der populärste Mann des Gefangenenlagers“ und werde „von allen verhätschelt“.

Ab etwa 1921 berichtete Max Neuhaus in Zeitschriften wie Signale für die musikalische Welt und Neue Zeitschrift für Musik über Musikfestspiele und Konzerte in München. Später wurde er auch Musikreferent des Völkischen Beobachters. Offenbar war Neuhaus in den 1920er Jahren zudem noch als Kapellmeister tätig. Er heiratete 1923 die Malerin Martha Bernstein (1874–1955), doch die Ehe wurde bereits 1927 wieder geschieden.

Max Neuhaus schied am 15. Februar 1935 in München durch Suizid aus dem Leben. Nicht gesichert ist, ob er mit jenem Max Neuhaus identisch war, der 1929 zusammen mit Annie Vigeveno (1899–1989) die Gedichtsammlung Der unsterbliche Freund (ursprünglich 1928) des indischen Theosophen Jiddu Krishnamurti (1895–1986) bzw. dessen Reden am Feuer aus dem Englischen ins Deutsche übersetzte.

Ebenfalls ungeklärt ist, ob es sich bei dem 1912 zum Obmann des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) ernannten Max Neuhaus um jenen Kapellmeister Max Neuhaus handelte, der 1905 beschuldigt wurde, sich zusammen mit anderen in einer Hannoveraner Badeanstalt jungen Männern „unsittlich” genähert zu haben. Der Kapellmeister wurde damals zu zwei Monaten Haft verurteilt, stammte aber wohl gebürtig aus Leipzig.

Weiterführende Literatur

Kleinere Mitteilungen von hier und dort, in: Signale für die musikalische Welt 1917, Nr. 3, S. 60-62.

Todesfallmeldung, in: Signale für die musikalische Welt 1935, S. 348.

Hergemöller, Bernd-Ulrich. Hrsg. (2010): Mann für Mann. Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmännlicher Sexualität im deutschen Sprachraum. Berlin/Münster: Lit, S. 872.

Hoffschildt, Rainer (1992): Olivia. Die bisher geheime Geschichte des Tabus Homosexualität und der Verfolgung der Homosexuellen in Hannover. Hannover: Selbstverlag, S. 28 und 30.