Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Hermann Michaëlis, Schriftsteller

geb. 18.8.1868 (Braunschweig) gest. 2.5.1943 (Magdeburg)

Zur Biografie

Hermann Michaëlis wurde als Sohn des Buchhalters Eugen Michaëlis und dessen Frau Agnes geb. Schäfer in Braunschweig geboren. Er war Altphilologe, übersetzte unter anderem die Magdeburger Bischofschronik aus dem Lateinischen und publizierte 1907 das Buch Die Homosexualität in Sitte und Recht. Er war zunächst in der Nachfolge Richard Grunowskis Sekretär des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) und wurde 1911 in das Obmännerkollegium der Vereinigung gewählt.

Über Hermann Michaëlis’ Lebensweg war bis vor kurzem so gut wie nichts bekannt. Auf die Spur des Privatlehrers brachte den Magdeburger Ingenieur Eckhart W. Peters erst 2004 ein umfangreicher Fund an Büchern und Manuskripten in Lateinisch und Altgriechisch in einem Magdeburger Antiquariat, der auf einen 2003 verstorbenen Pfarrer aus dem Bördekreis zurückging. Dieser Pfarrer war um 1932 ein Schüler Hermann Michaëlis’ gewesen, noch bevor er das Studium der Theologie aufnahm.

Die Suche nach Lebenszeugnissen Hermann Michaëlis’ gestaltete sich in der Folge als ausgenommen schwierig. Zahlreiche universitäre Einrichtungen, Bibliothekare, Archivare, Pfarrer, Altphilologen und Lateinlehrer wurden in sie einbezogen, doch blieb dabei unbeachtet, dass das Buch Michaëllis’ über die Homosexualität von 1907 von dem Gesuchten verfasst wurde. Magnus Hirschfeld bezeichnete Hermann Michaëlis im Vorwort zu Die Homosexualität des Mannes und des Weibes 1914 als „ausgewiesenen Kenner der Homosexualität im klassischen Altertum”.

Hermann Michaëllis lebte spätestens ab den frühen 1920er Jahren (zunächst zusammen mit seiner verwitweten Mutter) in Magdeburg, wo er als Privatlehrer tätig war. Er starb 1943 im städtischen Versorgungsheim und Obdachlosenasyl Wallonerberg.

Schriften (Auswahl)

Michaëlis, Hermann (1907): Die Homosexualität in Sitte und Recht (Mit einem Geleitwort von Magnus Hirschfeld). Berlin: Hermann Dames.

Im Monatsbericht des WhK vom 1. Juli 1905 (S. 16) findet sich ein Hinweis auf den Beitrag „Zwischenstufen” von Hermann Michaëlis (in: Hilfe in der Not, 10. Flugschrift der Evangelisch-Protestantischen Mission, Ausgabe Juni/Juli 1905). Diese Flugschrift hat sich bislang noch nicht ermitteln lassen.

Weiterführende Literatur

Hergemöller, Bernd-Ulrich. Hrsg. (2010): Mann für Mann. Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmännlicher Sexualität im deutschen Sprachraum. Berlin/Münster: Lit, S. 825.

Peters, Eckhart W. und Sabine Ulrichs (2006): Hermann Michaëlis – eine Spurensuche, in: Peters, Eckhart W. (Hrsg.): Magdeburger Bischofschronik (übersetzt von Hermann Michaelis). Dößel: Verlag Janos Stekovics, S. 11-21.