Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Paul Lißmann, Dr. med., Nervenarzt

geb. 27.1.1879 (München) gest. 10.11.1929 (vermutlich Berlin)

Zur Biografie

Paul Lißmann wurde 1879 in eine jüdische Familie in München geboren. Seine Eltern waren die Kaufmannseheleute Josef Lißmann (1850–1923) und dessen Frau Bertha geb. Kramer (1856–1936). Nach dem Besuch des Münchner Wilhelmsgymnasiums studierte Paul Lißmann von 1898 bis 1903 Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in seiner Heimatstadt (mit einer zweisemestrigen Unterbrechung um 1901). 1903 promovierte er hier mit der Abhandlung Zur Aetiologie der Pankreasfettnekrose nebst einem neuen Fall zur Casuistik derselben zum Dr. med. Seine Approbation erhielt er im selben Jahr.

Paul Lißmann wohnte offenbar seit seinen Jugendjahren im Haus Weinstraße 14, das die Eltern 1894 gekauft hatten und ihrem Sohn 1911 zu einem Drittel übertrugen. Zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt heiratete Paul Lißmann Luise Dinkelsbühler (geb. 1888) aus Nürnberg. Das Paar hatte zwei Kinder.

Als Mitglied im Obmännerkollegium des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) wurde Paul Lißmann 1914 und 1920 genannt.

Paul Lißmann hatte Verbindungen zur Nacktkultur. 1925 beriet er das Münchner Filmstudio Emelka, das um jene Zeit in Zusammenarbeit mit dem Dresdner Verlag Die Schönheit die drei Filme Licht, Luft, Leben, Die Grazien – Blüten der Körperkultur und Frauenschönheit und Insel der Seiligen produzierte. Paul Lißmanns Buch Lerne richtig sonnenbaden! Die richtige Anwendungsform des Sonnenbades für Gesunde und Kranke erlebte zwischen 1926 und 1930 drei Auflagen.

Der Sterbeort Paul Lißmanns haben sich noch nicht ermitteln lassen. Eine Sterbefallmitteilung erschien in der Berliner Börsen-Zeitung vom 16. November 1929 (Beilage zur Ausgabe Nr. 537, S. 5), die Beisetzung fand indes schon drei Tage zuvor, am 13. November 1929, auf dem Münchner Ostfriedhof statt. Beim örtlich zuständigen Standesamt in München wurde der Tod Lißmanns aber nicht beurkundet. Demzufolge dürfte Paul Lißmann in Berlin verstorben sein. Luise Lißmann zog um 1930 zurück in ihre Heimatstadt Nürnberg, wo sie im Folgejahr aus dem Judentum austrat.

Schriften (Auswahl)

Lißmann, Paul (1903): Zur Aetiologie der Pankreasfettnekrose nebst einem neuen Fall zur Casuistik derselben. München: Kastner & Callwey.

Lißmann, Paul (1914): Geburtenrückgang und männliche sexuelle Impotenz. Würzburg: Kabitzsch.

Lißmann, Paul (1918): Briefe an sexopathologische Männer. Briefe aus der Praxis. Berlin: Marcus.

Lißmann, Paul (1919): Die Wirkungen des Krieges auf das männliche Geschlechtsleben. München: Otto Gmelin.

Lißmann, Paul (1926): Lerne richtig sonnenbaden! Die richtigen Anwendungsformen des Sonnenbades für Gesunde und Kranke. München: Knorr & Hirth.

Quellen

Todesanzeige in: Münchner Neueste Nachrichten (Jg. 82, Nr. 309) vom 13. November 1929, S. 17. Online hier.