Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Sophie Hoechstetter, Schriftstellerin

geb. 15.8.1873 (Pappenheim, Franken) gest. 4.4.1943 (Künstlerkolonie Dachau)

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Sophie Hoechstetter, um 1902. Aus: Timon Schroeter „Für unser Heim", nach S.128.
Sophie Walburga Margarethe Hoechstetter war eine sehr produktive und zu ihrer Zeit beliebte Schriftstellerin und Malerin. Sie hat fast fünfzig Romane geschrieben, von denen viele in ihrer fränkischen Heimat spielen. In ihrer Geburtsstadt Pappenheim wurde Sophie Hoechstetter 1933 zur Ehrenbürgerin ernannt, und hier wurde auch eine Straße nach ihr benannt, obwohl Hoechstetter ihr Lesbischsein nicht direkt versteckte und in der Öffentlichkeit bewusst und provozierend „männlich“ auftrat – mit kurzgeschnittenem Haar, einer Bluse mit hochstehendem, steifem Kragen und einer umgebundenen Krawatte.

Nach ihrer Freundin Toni Schwabe wurde Sophie Hoechstetter wohl 1916 zur fünften „Obfrau“ im Wissenschaftlich-humanitären Komitee (WhK) ernannt. Im Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen machte sie aber schon 1908 mit einem literarischen Portrait der lesbischen Königin Christine von Schweden auf sich aufmerksam. Später schrieb sie auch Biografien über andere prominente und einflussreiche Frauen wie die Schriftstellerin Frieda von Bülow und Königin Luise von Preußen.

Sophie Hoechstetter wohnte vornehmlich in Dornburg an der Saale und in Berlin. Nach ihrer Trennung von Toni Schwabe führte sie eine Lebenspartnerschaft mit Carola von Crailsheim (1895–1982), die ebenfalls wie sie Schriftstellerin war. Ihren Lebensabend verbrachte Sophie Hoechstetter zusammen mit ihrer zweiten Lebensgefährtin im Haus eines befreundeten schwedisch-deutschen Künstlerehepaares namens Petersen in der Künstlerkolonie Dachau bei München. Die Verwaltung dieses Hauses hatte Carola von Crailsheim übernommen, nachdem das Ehepaar Petersen 1937 nach Schweden zurückgekehrt war.

Sophie Hoechstetter betrieb in ihrer Heimatstadt Pappenheim ebenfalls eine Versandbuchhandlung, die ihre Lebensgefährtin Carola von Crailsheim ab 1943 weiterführte.

Schriften (Auswahl)

Hoechstetter, Sophie (1908): Christine, Königin von Schweden in ihrer Jugend, in: Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen (Jg. 9), S. 169-190.

Hoechstetter, Sophie [1925]: Lord Byrons Jugendtraum. Novelle. Mit einem Nachwort von Hugo Marcus. Leipzig: Philipp Reclam jun.

Hoechstetter, Sophie (1928): Magnus Hirschfeld 60 Jahre. In: Neue Freundschaft (Jg. 1), Nr. 19, S. 3 [ebenfalls in: Frauenliebe (Jg. 3), Nr. 20, S. 3].

Weiterführende Literatur

Kokula, Ilse (1989): Sophie Höchstetter (1873–1943), in: Ariadne. Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung, Nr. 14, S. 16-21.

Kokula, Ilse (1993): Sophie Hoechstetter (1873 bis 1943), in: Frau ohne Herz. Feministische Lesbenzeitschrift, S. 14-17, online hier.

Maierhof, Gudrun (1991): „Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit!”. Friedrich Nietzsches Einfluß auf die Frauen der Jahrhundertwende. In: Ariadne. Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung, Nr. 20, S. 18-20.

Marcus, Hugo (1926): Sophie Hoechstetter, in: Reclams Universum. Moderne illustrierte Wochenschrift (Jg. 42), Nr. 1, S. 253-254.

Marti, Madeleine (o.J.): Eintrag zu Sophie Hoechstetter auf FemBio [online].

Prusakow, Renate (2007): Sophie Hoechstetter. Dichterin & Malerin, in: Historisches Blatt. Heimat- und Geschichtsverein Pappenheim und Ortsteile (online).