Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Fritz Doederlein, Dr. med., Arzt, Chirurg

geb. 23.5.1882 (Ansbach, Bayern) gest. 1959 (Stuttgart)

Zur Biografie

Fritz bzw. Friedrich Doederlein war württembergischer Obmann des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK). Er war ab Mitte der 1920er Jahre am Stuttgarter Ludwigspital als Oberarzt tätig und gab verschiedenen homosexuellen Männern, die sich hilfesuchend an ihn gewandt hatten, schriftlich und telefonisch Auskunft. In Bezug auf die schriftliche Korrespondenz mit diesen Männern war Doederlein sehr vorsichtig. Wie er 1923 aus Anlass einer bei ihm durchgeführten Wohnungsdurchsuchung mitteilte, vernichtete er bei ihm eingehende Briefe umgehend, sobald er sie beantwortet hatte. Doederlein, der verdächtigt wurde, gegen den § 175 RStGB verstoßen zu haben, bestritt bei der Vernehmung durch die Polizei nicht, homosexuell zu sein, doch hob er hervor, dass er sich in sexueller Hinsicht noch nie strafbar gemacht habe.

Offenbar versuchte Doederlein, sein homosexuelles Begehren vornehmlich auf Reisen und in Ländern wie Frankreich, den Niederlanden und Italien auszuleben.

Fritz Doederlein wurde 1929 zum Chefarzt der chirurgischen Abteilung im Stuttgarter Ludwigspital befördert, und 1936 wurde er zum Direktor der Abteilung ernannt. Um 1940 zog er nach Stetten im Remstal. Nach den verheerenden alliierten Luftangriffen auf Stuttgart wurde auch das Ludwigspital als Ausweichkrankenhaus nach Stetten verlegt, wo Doederlein nach wie vor als Leiter der chirurgischen Abteilung tätig war. Im September 1949 wurde er zum Professor ernannt.

Doederlein blieb zeit seines Lebens unverheiratet und starb 1959 als hoch angesehener Bürger in Stuttgart an den Folgen eines Schlaganfalls. Gegenüber seinen Familienangehörigen konnte er offenbar vor allem in den 1950er Jahren relativ offen mit seiner Homosexualität umgehen. So war diesen bekannt, dass Doederlein einen jüngeren festen Freund hatte und mit ihm ausgedehnte Reisen unternahm.

Weiterführende Literatur

Munier, Julia Noah (2021): Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg. Stuttgart: Kohlhammer; hier vor allem S. 66-69.