Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

J. Heinrich Dencker, Fabrikbesitzer

geb. 9.11.1860 (Sulingen) gest. 25.2.1921 (Sulingen)

Zur Biografie

J. Heinrich Dencker leitete 1902 das Subkomitee des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) im Raum Hannover, das zu jenem Zeitpunkt neben den Geschäftsstellen in Berlin und Leipzig die einzige Dependance des WhK war. Wohl erst im Jahr 1903 kam das Subkomitee München hinzu. Das Hamburger Subkomitee unter Carl Theodor Hoefft (1855–1927) scheint zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr bestanden zu haben. Wie lange die Hannoversche Gruppe als solche existierte, ist nicht bekannt. 1903 hieß es im Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen, die Hannoveraner hätten wie die anderen Ortsgruppen „bisher nennenswerte Erfolge nicht aufzuweisen”.

J. Heinrich Dencker stammte aus einer alteingesessenen Bürgerfamilie in Sulingen, 80 km nordwestlich von Hannover. Das „J.” in seinem Namen ist nicht geklärt. Möglicherweise beruht es auf einem Schreibfehler – oder es sollte pseudonymisierend wirken, denn Denckers voller Name lautete Konrad Ludwig Heinrich Dencker.

Dencker blieb zeit seines Lebens unverheiratet, und da er sich als Fabrikbesitzer bezeichnete, kann davon ausgegangen werden, dass er vermögend war. Im WhK scheint er sich früh eine bedeutende Position erworben zu haben, denn schon 1900 ging den Berliner Reichstagsabgeordneten eine zweite Petition des WhK zur Abschaffung des § 175 RStGB zu, die diesmal von Magnus Hirschfeld, Ferdinand Karsch-Haack und J. Heinrich Dencker unterzeichnet war.

Ab 1902 (und bis mindestens 1904) war Dencker auch Kassenprüfer des WhK, und 1904 gehörte er der ersten siebenköpfigen „Obmännerkommission” des WhK an. Er wurde 1907, 1909 und 1912 wiedergewählt und blieb vermutlich bis zu seinem Tod 1921 WhK-Obmann.

Als Magnus Hirschfeld am 13. März 1904 in Hannover einen Vortrag über „Die homosexuelle Frage im Lichte der Wissenschaft” hielt, dürfte J. Heinrich Dencker zu den Organisatoren desselben vor Ort gehört haben. Noch ein Jahr zuvor hatte der Hannoveraner Polizeipräsident einen anderen geplanten Vortrag aus den Reihen des WhK wegen der vermeintlichen „für die Zuhörer zu befürchtenden sittlichen Gefahren” in der Stadt verboten.

Weiterführende Literatur

Hoffschildt, Rainer (2014): J. Heinrich Dencker (1860–1921), in: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Nr. 50/51, S. 92-95.