Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Adolf Brand, Schriftsteller

geb. 14.11.1874 (Berlin) gest. 26.2.1945 (Wilhelmshagen)

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Adolf Brand um 1930. Fotopostkarte.
Adolf Brand wurde als Sohn eines Glasermeisters in Berlin geboren. Er wollte zunächst Lehrer werden, ergriff dann aber den Beruf des Buchhändlers und gründete im Umfeld des sogenannten Friedrichshagener Dichterkreises 1895 einen eigenen Verlag. In ihm gab er unter dem Titel „Der Eigene” ab dem Folgejahr die weltweit erste Zeitschrift für Homosexuelle heraus. Zeitweise trug die Zeitschrift den Untertitel „Ein Blatt für männliche Kultur”.

1903 gründete Brand zusammen mit Benedict Friedlaender (1866–1908) und Wilhelm Jansen (1866–1943) die Gemeinschaft der Eigenen (GdE), die die homosexuelle Liebe viriler Männer und die Knabenliebe nach griechischem Vorbild zu ihren Idealen erhob und deren Mitglieder auch der Idee Gustav Wynekens vom pädagogischen Eros nahestanden. Die Gemeinschaft der Eigenen lehnte medizinische Theorien über die Homosexualität und insbesondere die Zwischenstufentheorie Magnus Hirschfelds ab. Sie widersprach der Existenz eines „Dritten Geschlechts” und wehrte sich gegen die Zuschreibung vermeintlich „weiblicher” Züge Homosexueller. Obwohl Brand als erbitterter Gegner Hirschfelds auftrat, stellte er sich insbesondere in den 1920er Jahren mehrfach an die Seite Hirschfelds. Die Abschaffung des Paragrafen 175 RStGB war ein gemeinsames Ziel der GdE wie des WhK.

Zum Obmann des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) wurde Adolf Brand 1920 gewählt.

Nach 1933 gab Brand seine Herausgebertätigkeit und seinen homosexuellen Aktivismus auf. Er wurde mehrfach Opfer von Angriffen durch die Nazis. Die Beschlagnahme vieler seiner Bücher und auch der Unterlagen der Zeitschrift Der Eigene bedeutete für ihn den finanziellen Ruin. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Brand sehr zurückgezogen. Er verarmte zunehmend und litt unter Krankheiten. Adolf Brand kam zusammen mit seiner Frau, die er 1920 geheiratet hatte, und etlichen anderen ums Leben, als sein Haus in Wilhelmshagen (Bismarckstraße 7) am 26. Februar 1945 von einer Bombe getroffen wurde.

Schriften (Auswahl)

Brand, Adolf (1923): Die Bedeutung der Freundesliebe für Führer und Völker. Eine Flugschrift für männliche Kultur. Berlin-Wilhelmshagen: A. Brand.

Brand, Adolf (1927): Gefährliche Polizeilisten. In: Der Eigene (Jg. 11), Nr. 9, S. 273-283 und Der Eigene (Jg. 11), Nr. 10, S. 313-316.

Brand, Adolf (1931): Georg Plock, dem treuen Mitkämpfer, zum Andenken. In: Die Freundschaft (Jg. 13), Nr. 11, S. 165.

Brand, Adolf (1994): Fürst Bülow und die Abschaffung des § 175. In: Capri. Zeitschrift für schwule Geschichte, Nr. 17, S. 17-20.

Weiterführende Literatur

Keilson-Lauritz, Marita (1997): Die Geschichte der eigenen Geschichte. Literatur und Literaturkritik in den Anfängen der Schwulenbewegung am Beispiel des Jahrbuchs für sexuelle Zwischenstufen und der Zeitschrift Der Eigene. Berlin: Verlag rosa Winkel.

Keilson-Lauritz, Marita (2009): Adolf Brand (1874–1945), in: Sigusch, Volkmar und Günter Grau (Hrsg.): Personenlexikon der Sexualforschung. Frankfurt/New York: Campus Verlag, S. 78-80.

Pretzel, Andreas (1999): „Ich habe eingesehen, daß eine Fortsetzung meiner Arbeit im heutigen Deutschland nicht mehr möglich ist …“ Aus der letzten Strafakte gegen den Verleger und Schriftsteller Adolf Brand, in: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Nr. 29/30, S. 25-38.