Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft

Gedenkveranstaltung zum 75. Todestag Magnus Hirschfelds am Mahnmal für die Bücherverbrennung

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Sein Lebenswerk sei “rassischer Unzucht” gewidmet, er selbst “ein Schnüffler im Schlick der Pornografie”. Mit diesen Worten schmähten die Nazis einen der bekanntesten Sexualforscher Berlins, den jüdischen Arzt Magnus Hirschfeld. Sein weltberühmtes Institut für Sexualwissenschaft und seine Sammlungen wurden am 6. Mai 1933 verwüstet, seine Werke wenige Tage später, am 10. Mai, Opfer der schändlichen Bücherverbrennung.

Grußworte: Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin
Gedenkrede: Brigitte Zypries MdB, Bundesministerin der Justiz a.D.

Sein Lebenswerk sei “rassischer Unzucht” gewidmet, er selbst “ein Schnüffler im Schlick der Pornografie”. Mit diesen Worten schmähten die Nazis einen der bekanntesten Sexualforscher Berlins, den jüdischen Arzt Magnus Hirschfeld. Sein weltberühmtes Institut für Sexualwissenschaft und seine Sammlungen wurden am 6. Mai 1933 verwüstet, seine Werke wenige Tage später, am 10. Mai, Opfer der schändlichen Bücherverbrennung.

Das Gedenken will das Vermächtnis eines der Pioniere der Sexualwissenschaft in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückrufen. Hirschfeld begründete den Ruf Berlins als eines Zentrums der Sexualwissenschaft. Als Wissenschaftler arbeitete er in keinem “Elfenbeinturm”. Vielmehr verstand er sein Wirken als Beitrag zur Veränderung der sozialen Verhältnisse. Mit der Propagierung des freien Zugangs zu Verhütungsmitteln und der Lockerung der Gesetzesbestimmung zum Schwangerschaftsabbruch wollte er dem durch viele Kinder verursachten Elend in Arbeiterfamilien entgegenwirken. Hier wie auch in anderen Fragen zur notwendigen Reform des Sexualstrafrechts scheute er keine politische Auseinandersetzung. Sein besonderes Engagement galt homosexuellen Männern und Frauen. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts legte er den Grundstein für die Entwicklung einer politischen Protestbewegung, deren Ergebnisse sich Jahrzehnte später in der gesellschaftlichen Akzeptanz und Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen niederschlagen sollten.

Nicht unproblematisch war sein Engagement für die Eugenik. Als Folge seines unbedingten Glaubens an die Macht der wissenschaftlichen Aufklärung sah er in der Eugenik, in der Wissenschaft vom “guten Erbe”, eine Instrument, dass durch “die Hervorbringung besserer und glücklicherer Menschen die Entstehung einer besseren und glücklicheren Menschheit” bewirken könnte. Er folgte damit dem Mainstream der zeitgenössischen bürgerlichen wie auch linken Sozialreformer. Sicherlich war er kein “Vordenker der Nazi-Ideologie”, wie ihm später vereinzelt vorgeworfen wurde, wohl aber verkannte er die Gefahren, die von einer durch rassenhygienischen Vorstellungen bestimmten Bevölkerungspolitik für das Selbstbestimmungsrecht und die Freiheit des Individuums ausgehen.

Impressionen von der Veranstaltung